Kaum hatte der US-Botschafter am ersten Julitag des vergangenen Jahres den Himmel über der Stadt Bern mit knapp 600 Kilogramm Feuerwerk in sämtlichen Farben erstrahlen lassen, hagelte es Kritik. «Kann mir jemand sagen, wer diesen unnötigen und tierfeindlichen Geldverschleiss zu verantworten hat?», twitterte etwa die Präsidentin der städtischen Mitte-Partei, Laura Curau.
In Berns Innenstadt herrscht seit 2021 striktes Pyrotechnikverbot, bereits im Jahr zuvor hatte die Regierung das offizielle 1.-August-Lichter-Spektakel über dem Hausberg Gurten abgeschafft – dann aber liess das «bombastische Feuerwerk» («Berner Zeitung») sogar die Fensterscheiben der Schulzimmer des Kirchenfeld-Gymnasiums ennet der Aare erzittern.
Die Amerikaner hatten drei Tage vor dem offiziellen Datum (4. Juli) ihren Independence Day begangen, zeitgleich das Inkrafttreten der «Ehe für alle» in der Schweiz: Botschafter Scott C. Miller (44) empfing mit seinem Ehemann Tim Gill rund 800 Gäste im Garten seiner Residenz «Blumenrain». Ein Détachement der Marines ehrte in einer Zeremonie die US-Flagge, die Bobby Yang Band spielte zum Tanz, es gab Cocktails, Weisswein aus Kalifornien, Häppchen und Hamburger.
In diesem Sommer ist alles anders
Das traditionelle Fest zum Unabhängigkeitstag auf dem Gelände der US-Botschaft in Bern ist abgeblasen – kein «Star-Spangled Banner», keine Ballerei, «nothing»! Gegenüber SonntagsBlick bestätigen die Amerikaner: In diesem Jahr feiert die US-Botschaft ihr jährliches Fest zum Independence Day in Zürich. Und zwar am Nachmittag des 28. Juni – eine Diskussion über Feuerwerk erübrigt sich damit, für Raketen ist es dann schlicht noch zu hell.
Gemäss der Berner FDP-Nationalrätin Christa Markwalder (47), Präsidentin der Freundschaftsgruppe Schweiz-USA, findet die Party heuer im Hotel Dolder Grand statt. Sie habe eine Einladung erhalten und wolle ihr selbstverständlich folgen.
Initiative will Feuerwerk ganz verbieten
Corinne Meister vom Initiativkomitee «Für eine Einschränkung von Feuerwerk» zeigt sich erfreut: «Feuerwerk ist nicht mehr zeitgemäss.» Es sei schlecht für die Umwelt, sehr viele Tiere litten unter enormem Stress und immer mehr Menschen ärgerten sich insbesondere über die stetig überhandnehmende Lärmbelästigung.
Bislang haben rund 85'000 Personen das Anliegen unterschrieben. Bis August will man die nötigen 100'000 Unterschriften beisammenhaben. Dann ist der Bundesrat am Zug.
Ganz leer gehen die Bernerinnen und Berner trotzdem nicht aus. Anlässlich des LGBT-Pride-Monats Juni hat die US-Botschaft die Poller vor ihrem Sitz in Bern mit Regenbogenfarben geschmückt.
Über dieses Geschenk regen sich nun zwar nicht mehr die Tierschützer auf, aber umso mehr die Anti-Wokeness-Politiker. Der Berner SVP-Nationalrat Erich Hess sagt: «Das ist eine private politische Aktion des Botschafters und hat auf öffentlichem Grund nichts zu suchen.»
Auch in diesem Sommer hat Bern noch nicht seine ersehnte Ruhe.