Sein Ruf war sauber. Im Netz präsentierte sich Luan B.* (40) als erfolgreicher Geschäftsmann. Mit seiner jüngeren Schwester, Skandal-Rapperin Loredana (24), will er nicht in Verbindung gebracht werden. Der jungen Frau mit kosovarischen Wurzeln wurden Betrug, Drohung und Erpressung vorgeworfen. Eine aussergerichtliche Einigung beendete das Verfahren jedoch – der Fall kam nie vor Gericht.
Jener ihres Bruders Luan B. schon. Das Kriminalgericht hat ihn nun wegen Urkundenfälschung und versuchter Erpressung und mehrfachen Abhörens und Aufnehmens von fremden Gesprächen verurteilt, wie das Onlinemagazin «zentralplus» berichtet.
Laut der Anklage, die BLICK vorliegt, ging es um Schmuck, Schulden und mysteriöse Tonaufnahmen. Jahrelang unterhielt der Luan B. eine Geschäftsbeziehung mit dem mittlerweile verstorbenen Privatkläger Dominic N.* (†72), dem Sohn einer Luzerner Gräfin.
Schuldanerkennung gefälscht
Für diesen organisierte er etwa ein TV-Interview im kosovarischen Fernsehen und erledigte Aufträge wie den Transport von Schmuck. Im März 2015 forderte B. 480'000 Euro vom Privatkläger. Dieser sei ihm das Geld schuldig als Provision für Schmuckverkäufe von rund 1,3 Millionen Franken.
Luan B. leitete deshalb ein Zivilverfahren gegen N. ein. Am 8. Juni 2016 reichte er eine Schuldanerkennung ein, datiert auf den 25.09.2014. Darin bestätigt Dominic N., dass er ihm das Geld schulde. Doch der Privatkläger war sich sicher, dass er nie eine solche Anerkennung unterzeichnet hat. Das Dokument sei gefälscht.
Daraufhin kam es an der Wohn- und Geschäftsadresse von Luan B.* zu einer Hausdurchsuchung. Die Polizei beschlagnahmte sein Laptop und Mobiltelefon. Die Ermittler gehen davon aus, dass die auf 2014 datierte, unterschriebene Schuldanerkennung tatsächlich erst nachträglich 2016 erstellt wurde.
Erpressung mit verdeckten Aufnahmen
Zudem kommt das Forensische Institut Zürich zum Schluss, dass sich der Textteil mit der Unterschrift allenfalls separat eingefügt wurde: «Das Spurenbild spricht ausserordentlich stark für die Hypothese, dass das Dokument in zwei Schritten zu unterschiedlichen Zeitpunkten erstellt worden ist.»
Luan B. schickte Dominic N. laut Anklage eine Mail, in der er ihn zur Zahlung aufforderte. Im Anhang waren Tonaufnahmen, in denen der Geschädigte über eigene «Betrügereien» spricht. Die Aufnahmen wurden ohne dessen Wissen erstellt.
Das Kriminalgericht gab den Vorwürfen nun weitgehend recht – und verurteilt Luan B. zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren – wovon neun Monate absitzen soll.
Luan B. will Urteil nicht akzeptieren
Auf Anfrage von BLICK sagt Luan B., der Gerichtsentscheid sei «nicht gerechtfertigt» und verweist auf seinen Anwalt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Loredanas Familie kam in der Vergangenheit immer wieder mit der Schweizer Justiz in Kontakt. Bruder Enes* insgesamt 73 Mal – wegen Diebstahl, Hehlerei und Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Er wurde mehrfach verurteilt und 2016 ausgewiesen.
Loredana selbst soll die Walliserin Petra Z.* um mindestens 700'000 Franken betrogen haben. Dies mithilfe ihres Bruders Tarik*, der laut BLICK-Informationen wegen früherer Delikte abgeschoben wurde. (hah)
*Namen geändert