«Niemand hätte damit gerechnet»
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Kollege in Lauterbrunnen:«Niemand hätte damit gerechnet»

Lauterbrunnen nimmt Abschied vom getöteten Gemeindepräsidenten «Tinel Stäger» (†69)
«Es tut weh, dass wir ihn so gehen lassen müssen»

In einer vollen Kirche erwiesen in Lauterbrunnen (BE) die Bürger ihrem langjährigen Gemeindepräsidenten die letzte Ehre. So manchem gestandenen Bergler schossen Tränen in die Augen.
Publiziert: 14.09.2022 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2022 um 08:42 Uhr
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Gemeindeschreiber Anton Graf (63) lobte in der Predigt die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Gemeindepräsidenten Martin Stäger (†69). «Er vermittelte uns das Gefühl, das wir in der Verwaltung eine wichtige Arbeit machen», sagt er.
Foto: Beat Michel
Beat Michel

Still versammelten sich die Bürger in der Kirche von Lauterbrunnen. Niemandem war am Mittwochmittag so richtig zum Reden zu Mute. «Wir sind traurig. So etwas hätte ich nie erwartet», sagt ein Hotelier und guter Freund des verstorbenen Gemeindepräsidenten Martin Stäger (†69). Seine Augen werden feucht, als er das sagt. Er ist nicht allein. Die Lauterbrunner in der Kirche verstecken ihre Trauer nicht.

Trauer und Schrecken

«Trauer und Schrecken kamen in unser Tal. Unser ‹Tinel› wurde im Streit tödlich verletzt. Es tut weh, dass wir unseren Gemeindepräsidenten so gehen lassen müssen», beginnt der Pfarrer den Gottesdienst. Durch die Trauergemeinde geht ein Raunen der Zustimmung.

Mit ihm Kirchensaal: Mitglieder von der Rettungsfluggesellschaft Air Glaciers, des Jodlerklubs, des Musikvereins, des Ski-Klubs, des Gemeinderats und der Verwaltung. Überall machte der verstorbene Lauterbrunner mit. Entweder als Mitglied oder im Vorstand.

«Er hat sein Leben dem Dienst an der Öffentlichkeit gewidmet. Vieles, was er im Tal erreicht hat, wird uns noch lange an ihn erinnern», sagt der Pfarrer. Vor der versammelten Gemeinde sprach auch Regionspräsident Peter Aeschimann, der Gemeindepräsident von Grindelwald, Beat Bucher, und der Gemeindeschreiber von Lauterbrunnen, Anton Graf. Sie sind sich einig: Alle arbeiteten sie gern mit dem «Tinel» zusammen.

Hund Jimmy ist jetzt allein

Jeder hat ein Erlebnis mit ihm geschildert. Vor allem seine gesellige Seite werden sie alle vermissen. «Er konnte nicht an einem Apéro im Dorf vorbeigehen, ohne teilzunehmen und ein paar spannende Geschichten zu erzählen», sagt Anton Graf. Auch der kleine Hund Jimmy, der Stäger immer mit sich dabei hatte, haben alle gern. «Ich hoffe, dass die Familie einen genauso lieben und guten Meister wie Martin Stäger findet für Jimmy», sagt Anton Graf.

Zum gewaltsamen Tod des Gemeindepräsidenten will sich niemand äussern. Im Vorfeld habe man nichts bemerkt. «Wir waren alle geschockt und entsetzt», sagt Anton Graf. Stäger wurde im August bei einem Streit mit seiner Ehefrau Sieglinde A.* (58) tödlich verletzt.

* Name geändert

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