Lange Leidensgeschichte in der Berner Altstadt
Dieser Steinpoller soll Unfälle verhindern – wird aber ständig von Autos gerammt

Er soll eigentlich für Sicherheit sorgen, doch kommt es aufgrund eines Pollers in der Berner Altstadt immer wieder zu Unfällen. Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht.
Publiziert: 19.03.2024 um 10:30 Uhr
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Dieser Poller hat es nicht leicht.
Foto: Google maps

Er befindet sich an der Ecke Gerechtigkeitsgasse/Postgasshalde in der Berner Altstadt, ist rund 50 Zentimeter hoch, oben abgerundet und wird ständig von Autos gerammt. Es geht um einen eigentlich unscheinbaren Steinpoller.

Das geschieht «gefühlt jeden Monat», wie ein Leser, der in der Nähe arbeitet, zur «Berner Zeitung» sagt. Das gehe bereits über Jahre so. Den Behörden wirft er «Ignoranz» vor. Ein anderer Anwohner dokumentierte 2018, dass der Poller innerhalb von drei Monaten fünfmal umgefahren wurde.

«Nicht besonders gross und auffällig»

Dabei soll der Poller eigentlich für die Sicherheit der Autofahrer sorgen, anstatt sie zu schikanieren und immer neue Rechnungen für den Garagisten des Vertrauens zu generieren. Denn aufgestellt hatten die Behörden den Poller aus Schutzgründen. Genau daneben verläuft nämlich der offene Stadtbach, der für Autofahrer zur unangenehmen Überraschung werden kann.

Warum aber wird er so oft übersehen? Er ist schlicht «nicht besonders gross und auch nicht besonders auffällig gestaltet», wie die Stadt Bern schon vor Jahren anmerkte. So geschähen die meisten Unfälle auch mit grösseren Autos, die den Poller beim Abbiegen einfach übersehen.

Das Kunstwerk soll bleiben

Besser kennzeichnen? Geht nicht. Das Unesco-Weltkulturerbe verbietet es, den Poller, der mitten in der Altstadt steht, grellbunt zu markieren. Und so wird der Steinpoller pro Jahr im Schnitt dreimal umgefahren, wie die «BZ» mit Verweis auf eine Statistik des Tiefbauamts schreibt. 300 Franken kostet es jedes Mal, ihn neu zu verankern. Bislang häuften sich so Kosten von 16'000 Franken an. 

Den Poller einfach abzumontieren, kommt für das Tiefbauamt nicht infrage. Denn etliche Autofahrer würden sich beim Rechtsabbiegen «mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit» im Stadtbach wiederfinden. Das Gewässer an besagter Stelle zudecken? Auch keine Option. Genau an jener Stelle befindet sich eine Installation, die den Stadtbach rückwärts fliessen lässt. Und dieses Kunstwerk wolle man «der Öffentlichkeit nicht wieder entziehen». Und so ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Auto Bekanntschaft mit dem Poller macht. (dmo)

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