Kein Geld für einst gefeiertes Onlinemagazin – wegen Kritik an Israel?
Was die Macherinnen von Baba News verschweigen

Der Bund lehnte ein Projekt der Plattform Baba News ab – laut den Redaktionsleiterinnen aus politischen Gründen. Ein Dokument lässt nun Zweifel an dieser Darstellung aufkommen.
Publiziert: 14.07.2024 um 10:47 Uhr
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Die Redaktionsleiterinnen von Baba News: Merita Shabani (l.) und Albina Muhtari.
Foto: Nicole Philipp
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Seit zehn Tagen ist Schluss. Beim einst gefeierten Onlinemagazin Baba News herrscht Funkstille. Die Redaktionsleiterinnen schreiben auf der Webseite: «Wir machen gerade eine schwierige Zeit durch und haben entschieden, einen Content-Stopp einzulegen, bis wir wissen, wie es mit unseren Finanzen weitergeht.»

Grund der Krise ist laut Baba News die fehlende Zahlungsbereitschaft der Leserinnen und Leser, aber auch, dass Stiftungen und Institutionen plötzlich nicht mehr bereit seien, das Portal finanziell zu unterstützen.

Wie kam es dazu? Baba News galt lange als Vorzeigeprojekt. Ein Medium von und für Menschen mit Migrationshintergrund, ein «Sprachrohr für marginalisierte Gruppen», wie es im Leitbild heisst. Die öffentliche Hand machte Geld locker, unter anderem der Kanton Bern oder die Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes.

Dann begann der Gazakrieg. Und aus Baba News wurde ein Anti-Israel-Portal. Vor allem auf der Plattform Instagram posteten die Macherinnen fast nur noch Beiträge zum Geschehen im Nahen Osten – teils aus fragwürdigen Quellen, oft propagandistisch zugespitzt. Die Redaktion, die sich stets für Minderheiten eingesetzt hatte, sah sich mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert.

Gecancelt wegen Kritik an Israel?

Nun wirft Baba News einer Institution öffentlich vor, eines ihrer Finanzierungsgesuche «aus politischen Gründen» abgelehnt zu haben. Das behauptet das Onlinemagazin sowohl auf seiner Website als auch gegenüber seinen knapp 33'000 Followerinnen und Followern auf Instagram. Den Namen der Zahlungsverweigerer nennt Baba News nicht. Es handele sich um eine Institution, «die zum Ziel hat, sich gegen Rassismus einzusetzen» und mit der man «seit Jahren eine gute Zusammenarbeit pflegte».

Laut Baba News habe die betreffende Organisation ihren Entscheid so begründet: «Der Druck ist zu gross. Wir haben allein letzte Woche wegen euch zwei E‑Mails von Politiker*innen erhalten. Wenn wir euch unterstützen, sind wir das nächste halbe Jahr daran, Anfragen zu beantworten. Ihr wart einfach zu laut.»

Daraus folgert Baba News: «Anscheinend hört Integration bei vielen mit der Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza auf.»

Ausschlaggebend: Fachliche Gründe

Bei der von Baba News angeprangerten Institution handelt es sich um die Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes. Sie unterstützte zwischen 2018 und 2023 fünf Projekte von Baba News mit insgesamt 68'500 Franken.

Das neuste Finanzierungsgesuch aber lehnte die Fachstelle jetzt ab. Es ging um 40'000 Franken für ein Onlineseminar, mit dem Baba News Lehrpersonen und Schulen für Hassrede und Rassismus sensibilisieren wollte.

Blick liegt die Verfügung vor, in der das Innendepartement von SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (60) den Ablehnungsentscheid begründet. Demnach spielten nicht politische, sondern fachliche Erwägungen eine Rolle.

So sei dem Gesuch von Baba News nicht zu entnehmen, ob und wie bei dem Projekt pädagogische Expertise miteinbezogen werde. Das Departement ergänzt: «Auch wird nicht klar, wie die Webinar-Teilnehmenden begleitet werden, um sicherzustellen, dass sie das Gelernte anwenden können.»

Problematisch sei auch die Doppelrolle von Baba News. Das Portal mache einerseits Journalismus, leiste aber andererseits Präventionsarbeit für Schulen. Die beiden Tätigkeitsprofile liessen sich «angesichts der Aktivitäten auf den sozialen Medien nur schwer voneinander abgrenzen» – was die Glaubwürdigkeit der Präventionsarbeit beeinträchtigen könne.

Heikles Telefonat

Warum verschweigt Baba News diese Gründe und unterstellt der Fachstelle des Bundes stattdessen politische Motive? Chefredaktorin Albina Muhtari antwortet ausweichend. Da das Portal die Institution nicht namentlich genannt habe, die den Finanzierungsantrag abgelehnt hat, könne man nicht auf die Fragen von Blick eingehen.

Bei der von Baba News zitierten Begründung handelt es sich laut Muhtari nicht um eine offizielle Nachricht: «Die zitierten Aussagen wurden telefonisch auf unsere Nachfrage hin gemacht.» Dies stellte die Redaktion nach der Anfrage von Blick auch in einem Mail an Unterstützerinnen und Unterstützer klar. Die offiziellen Gründe für die Ablehnung des Baba-Projekts aber blieben auch da unerwähnt.

Bleibt die Frage: Schob die Fachstelle für Rassismusbekämpfung die fachlich-pädagogischen Argumente nur vor? Ging es in Wahrheit um die Kritik der Baba-Redaktion an Israel? Fachstellenleiterin Marianne Helfer bestätigt lediglich, dass ein informelles Telefongespräch stattgefunden habe. Dessen Wiedergabe durch Baba News sei jedoch «unvollständig» und «ungenau».

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