Auf einen Blick
- Papst Franziskus ernennt erstmals eine Frau zur Vatikan-Ministerin
- Er setzt Zeichen für wichtigere Rolle von Frauen in der Kirche
- Simona Brambilla (59) wird erste Präfektin in der Kirchengeschichte
Papst Franziskus (88) ist Argentinier mit italienischen Wurzeln. Ein Latino, der ab und zu mit Macho-Sprüchen für Aufsehen sorgt. Etwa, wenn er scherzt: «Essig ist schlecht und Schwestern mit Essiggesicht, lasst uns nicht darüber reden!» Wollte der Papst damit Frauen beleidigen? Natürlich nicht. Was er damit sagen will: Ein freundlicher und liebevoller Lebensstil spiegelt sich bereits im Gesichtsausdruck wider. Wer grimmig schaut, schenkt anderen keine Herzenswärme.
Eine Nonne, die garantiert kein «Essiggesicht» ist, heisst Simona Brambilla (59). Papst Franziskus hat mit der Ordensschwester erstmals eine Frau zu einer Vatikan-Ministerin ernannt – erstmals in der Kirchengeschichte gibt es eine Präfektin.
Papst ist noch lange kein Feminist
Überraschend kommt das nicht: Jahrelang hat der Papst mit seinen Beratern an einer Reform des Vatikans herumgedoktert, die 2022 in Kraft trat. Der Luzerner Kirchenrechtler Adrian Loretan (65) sagte damals dem Kirchen-Portal kath.ch: «Der Vatikan hat endlich verstanden, dass bei Leitungsfragen die Kompetenz wichtiger ist als der Weihestatus.» Papst Franziskus sagt immer wieder, dass der Vatikan besser funktioniert, seit Frauen nicht nur zum Putzen, Kochen und Nähen eingesetzt werden, sondern auch Leitungsaufgaben übernehmen.
Mit der Ernennung von Simona Brambilla setzt der Papst ein klares Zeichen, dass Frauen in der katholischen Kirche eine wichtigere Rolle spielen sollen als bisher. Trotzdem ist der Papst damit noch lange kein Feminist. Die wichtigen Ämter sind nach wie vor an die Priesterweihe gebunden – und die gibts weiterhin nur für Männer. Das Sagen haben in der Kirche nach wie vor die Priester, Bischöfe und Kardinäle. Männerbünde haben im Vatikan weiterhin das Sagen.
In der Bischofskonferenz haben die Männer das Sagen
Doch die Kirche ändert sich. Die Kirche im frühen Christentum war anders als im Mittelalter und anders als heute. Papst Franziskus macht Frauen Mut, gerade in patriarchalen Gesellschaften, wo Frauen nichts zu sagen. Für Menschen in der Schweiz, die mit Priesterinnen kein Problem hätten, kommen die Trippelschritte des Papstes jedoch zu spät.
Für die Schweiz wird sich durch die Reform des Papstes nichts ändern. Hier kämpfen Frauen seit Jahrzehnten für mehr Gleichberechtigung. Im Kleinen können sie viel bewegen. Aber in der Schweizer Bischofskonferenz haben nach wie vor nur Männer das Sagen. Hier etwas zu ändern wäre einfacher als auf Ebene der Weltkirche. Worauf warten die Schweizer Bischöfe? Wenn der Papst kleine Schritte geht, sollten die Schweizer Bischöfe grössere gehen.