Ein Terror-Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch hat am Freitagmittag (Ortszeit) die Südinsel Neuseelands erschüttert. Mindestens 49 Menschen wurden getötet, Dutzende verletzt. Die Polizei hat im Zusammenhang mit dem Attentat vier Personen verhaftet. Einer der Tatverdächtigen ist der Australier Brenton Tarrant (28).
Verstörend: Der Attentäter hat sein Blutbad gefilmt. 17 Minuten dauert das Massaker in der Al-Noor-Moschee. Tarrant zeigt kein Erbarmen: Mit seiner Pump Gun schiesst er auf Männer, Frauen und Kinder. Wenige Stunden vor dem Anschlag auf die Al-Noor-Moschee hat der Schütze sein Manifest mit dem Titel «The Great Replacement» – die grosse Erneuerung – veröffentlicht.
Norwegischer Massenmörder Breivik war Vorbild für Terror-Akt in Christchurch
Es sind 74 Seiten purer Hass. Sein Pamphlet ist ganz offensichtlich an jenes des Massenmörders Anders Behring Breivik (40) angelehnt. Auch Breivik hatte seinen rechtsextremen Terror im Voraus in einer seitenlangen, pseudo-wissenschaftlichen Schrift zu rechtfertigen versucht: Auf 1516 Seiten hatte der rechtsextreme Norweger unter dem Titel «2083. Eine europäische Unabhängigkeitserklärung» seine Sicht auf die Welt dargelegt, bevor er am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen in Oslos Regierungsviertel und auf der norwegischen Insel Utøya kaltblütig ermordete. Für sein Blutbad kassierte er die Höchststrafe: 21 Jahre Gefängnis samt anschliessender Sicherheitsverwahrung.
Wie Breivik schreibt auch Tarrant seinen «Kampf für das Überleben der weissen Rasse» nieder. In seinem Pamphlet bezieht der Attentäter Stellung zu seiner ganz persönlichen Vorgeschichte und seinem Hass auf Muslime. Tarrant - gebürtiger Australier - sieht sich selbst als Vertreter von «Millionen Europäern und anderer ethnisch-nationalistischer Völker». Von seiner rassistischen Ideologie angetrieben, gipfelte sein Hass letztlich in einen blutigen Rachefeldzug. Sein Ziel sei der «Weg zu einer neuen Gesellschaft».
Attentäter beschreibt sich als «gewöhnlichen weissen Mann, 28 Jahre alt»
Eingeführt wird die Hass-Schrift von einem wuterfüllten Gedicht. Gefolgt von einem 18-seitigen, fiktiven Interview mit sich selbst. Tarrant beschreibt sich als «gewöhnlichen weissen Mann, 28 Jahre alt. Geboren in Australien in eine Familie der Arbeiterklasse mit niedrigem Einkommen. Meine Eltern sind schottischer, irischer und englischer Abstammung.» Seine Kindheit sei ohne nennenswerte Probleme verlaufen.
Ähnlich wie Breivik versucht Tarrant in der Schrift seine absurden Thesen mit Links auf Wikipedia-Einträge zu stützen. Der Christchurch-Schütze behauptet sogar, er habe mit Breivik Konktakt gehabt. «Knight Justiciar Breivik», nennt der eine Massenmörder den anderen an dieser Stelle.
Tarrant schreibt, er sei im Frühjahr 2017 durch West-Europa gereist, sei in Frankreich, Spanien und Portugal unterwegs gewesen. Das Lastwagen-Attentat des Usbeken Rakhmat Akilov in Stockholm vom 7. April 2017 sei eines jener Ereignisse gewesen, die seinen Hass auf den Islam schürten.
Schütze hat Attentat während der vergangenen drei Monate geplant
Der Terror-Anschlag in Christchurch war ein gezieltes, von langer Hand geplantes Attentat. Aus Tarrants Pamphlet geht hervor, dass er den Gedanken eines Angriffs bereits vor zwei Jahren gehabt habe. Das Attentat in Christchurch habe er im Konkreten aber erst in den vergangenen drei Monaten geplant. Den Terror-Anschlag beschreibt der Schütze selbst als rassistisch motiviert.
Seine Motivation gemäss seiner 74-seitigen Hass-Schrift: «Rache für den Genozid an den Weissen» zu nehmen, da er die Muslime als «offensichtliche, sichtbare und grosse Gruppe von Eindringlichen» sieht. Nicht zuletzt zielt er dabei auch auf die Flüchtlingsthematik in Europa ab.
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