Es gibt keinen Händedruck! Die Corona-Massnahme bei der ersten TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten ist symbolisch für die Stimmung zwischen Donald Trump (74) und Joe Biden (77). Heute Abend treffen der Amtsinhaber und sein Herausforderer das erste Mal aufeinander. BLICK erklärt, wie sich die beiden Kontrahenten vorbereiten – und worum es bei der 90-minütigen Debatte geht.
Trump lernt mit Karten
Der US-Präsident wird seinen Gegner wie üblich scharf und persönlich attackieren. Wie CNN berichtet, hat er sich auf Lernkarten mögliche Angriffe notiert – auf der Rückseite steht jeweils, wie er kontern will. Ausfällig ist er schon im Vorfeld: Er nennt Biden meist nur «Sleepy Joe» und wirft ihm Medikamentenmissbrauch vor, um für die Debatte fit zu sein.
Biden will Lügen ignorieren
«Er ist parat!», sagt Jill Biden (69), Bidens treuste Unterstützerin. Ihr Ehemann sei «ruhig, beständig, stark, widerstandsfähig». Biden will sich bei der Debatte nicht damit aufhalten, Trumps voraussichtlich zahlreiche Unwahrheiten und Lügen zu widerlegen. Der ehemalige Stotterer Biden gilt als guter Redner, leistet sich jedoch immer mal wieder Aussetzer und Versprecher. Zur Vorbereitung muss ihm sein Team möglichst schnell hintereinander Fragen stellen.
Der Moderator
«Mein Job ist es, so unsichtbar wie möglich zu sein», sagt Moderator Chris Wallace (72). Er gilt als «letzter Journalist» beim Trump-freundlichen Sender Fox News. Im Juli sorgte er mit einem kritischen Trump-Interview für Aufsehen: Wallace sprach den US-Präsidenten dabei gnadenlos auf dessen Corona-Management an – und nahm einen von Trump vorgelegten Intelligenztest auseinander.
Über diese sechs Themen streiten Trump und Biden:
Die Erfolge
Trump wird die Erfolge aus seiner vierjährigen Amtszeit betonen – auch wenn es nicht viele sind. Dem gegenüber steht Bidens Erfahrung: Seit 47 Jahren ist er Senator, acht Jahre lang diente er als Vizepräsident unter Barack Obama.
Der US Supreme Court
Nach dem Tod von Richter-Legende Ruth Bader Ginsburg (†87) das umkämpfteste Thema in Washington. Die Demokraten stemmen sich dagegen, dass Trump die konservative Amy Coney Barrett (48) noch vor der Wahl auf den freien Platz hieven will.
Das könnte Sie auch interessieren
Die Corona-Krise
Über 200'000 Corona-Tote in den USA sind Trumps offene Flanke. Biden zeigt Mitgefühl, man nimmt es ihm auch ab. Er hat einst seine erste Frau, eine Tochter und einen Sohn verloren.
Die Wirtschaft
Seine Versprechen konnte Trump nicht halten. Er profitierte vor allem von Massnahmen aus der Ära Obama/Biden. Zusätzlich kostete die Corona-Krise Millionen Jobs, aktuell liegt die Arbeitslosenquote bei 8,4 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell fordert darum ein milliardenschweres Konjunkturpaket.
Die Rassenunruhen
Seit Monaten liefern sich Polizisten und «Black Lives Matter»-Demonstranten Auseinandersetzungen. Anfangs nutzten die Proteste Biden. Doch jetzt dreht die Stimmung. Trump schickt Soldaten in die Brennpunkte. Das eskaliert den Konflikt zwar weiter, lässt ihn aber als starken Mann erscheinen.
Die Wahl
Vergangene Woche weigerte sich Trump, eine friedliche Machtübergabe nach der Wahl zu garantieren. Das Thema wird sicher nochmals auf den Tisch kommen – genauso wie die Frage, wie sicher die Briefwahl ist.
Auch wenn laut einer neusten Umfrage 70 Prozent der Amerikaner sagen, dass die Debatte ihre Wahl nicht beeinflussen wird, hat sie einen hohen Stellenwert im amerikanischen Wahlkampf. Bei der ersten TV-Debatte von Hillary Clinton (72) und Donald Trump sahen 2016 rund 84 Millionen Amerikaner zu.
Überschattet wird die Debatte von Trumps Steuerskandal. Am Sonntag enthüllte die «New York Times» unter anderem, dass Trump in 11 von 18 untersuchten Jahren keine Einkommenssteuer gezahlt hat. 2017 – in seinem ersten Jahr als Präsident – zahlte er lediglich 750 US-Dollar. Die Recherchen zeigen, wie Trump sich etwa mit 70'000 Dollar Coiffeur-Ausgaben um Steuern mogelte, und belegen, was für ein schlechter Geschäftsmann er ist. Für die kommenden Wochen sind weitere Enthüllungen angekündigt.
Biden veröffentlicht Steuererklärung
Am Dienstag veröffentlichte nun auch sein Kontrahent Joe Biden seine Steuererklärung. Demnach zahlte er 2019 299'346 Dollar Einkommenssteuern. Das Gesamteinkommen von ihm und seiner Frau Jill belief sich auf 985'000 Dollar.
Die Biden-Seite veröffentlichte auch die Steuererklärung der Kandidatin für das Vizepräsidentenamt, Kamala Harris. Demnach kamen Harris und ihr Ehemann Doug Emhoff, ein Anwalt, 2019 vor Abzügen auf ein Gesamteinkommen von knapp 3,3 Millionen Dollar, worauf Steuern von knapp 1,2 Millionen Dollar fällig wurden.
Blick TV zeigt am Mittwochmorgen um 3 Uhr die TV-Debatte live im Stream.