Bei Joe Biden (77) läufts. Die Demokraten haben ihren «Anti-Trump» auf einem Corona-gemäss virtuellen Parteitag am Dienstag offiziell als Präsidentschaftskandidaten nominiert. Gemeinsam mit der kalifornischen Senatorin Kamala Harris (55) als «Running Mate» will er die US-Wahl am 3. November gewinnen. Und seine Chancen stehen gut: Umfragen sehen Biden aktuell landesweit zwischen acht und zehn Prozentpunkten vor Donald Trump.
Was muss man über den möglichen US-Präsidenten und sein bewegtes Leben wissen?
1. Joe Biden ist Stotterer
Als Kind stotterte Biden stark, noch immer bereitet ihm der Redefluss manchmal Probleme: «I-I-I» («I-i-ich») klingt das dann etwa, wenn er einen Satz beginnt. Sein Trick: Ruhig weiterreden – egal was. Das lässt ihn manchmal auch in Fettnäpfchen landen. Biden gilt aber insgesamt als sprachgewandter und emotionaler Redner. Die grösste Kritik an seinen Reden: Sie sind oft sehr lang.
2. Biden war nur ein durchschnittlicher Schüler
Im Gegensatz etwa zu Barack Obama besuchte Biden keine Elite-Uni. Überhaupt galt der Sohn eines Autohändlers nur als durchschnittlicher Schüler, dazu kam seine Sprechstörung. Nach einem Abschluss an der Universität von Delaware in Newark in Geschichte und Politikwissenschaft studierte er Jura – und belegte beim Abschluss Platz 76 von 85 Studenten. In seiner Autobiografie «Promises to Keep» (2007) gibt er selbst zu, ein fauler Student gewesen zu sein: «Die Arbeit schien nicht so schwierig, sondern nur langweilig zu sein und ich war eine gefährliche Kombination aus Arroganz und Schlamperei.»
3. Seine erste Liebe verstarb bei einem Autounfall
Biden verlor seine Highschool-Liebe und erste Ehefrau Neilia (†30) sowie Baby Naomi 1972 bei einem Autounfall. Die beiden Söhne Beau und Hunter (damals 3 und 2 Jahre alt) überlebten schwer verletzt. Fast hätte Biden deswegen alles hingeschmissen. Doch Senator Ted Kennedy, ein Bruder des früheren Präsidenten John F. Kennedy, und andere überzeugten ihn, seine politische Karriere nicht aufzugeben. Am Krankenbett seiner Söhne wurde Biden als Senator vereidigt.
4. Mit 29 war Biden Senator
Bei der Wahl zum US-Senat 1972 siegte der erst 29-jährige Joe Biden als einer der Jüngsten überhaupt. Bis zu seinem Antritt als Vizepräsident gewann er fünf Wiederwahlen und vertrat den Bundesstaat Delaware ununterbrochen bis 2009. Im Kongress gilt Biden als einer der erfahrensten Aussenpolitiker und Brückenbauer über die Parteigrenzen hinweg.
5. Plagiatsskandal zerstörte seine erste Präsidentschaftsbewerbung
Nach nur sechs Wochen stieg Joe Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 1988 aus. Der Grund: Er hatte Teile einer Wahlkampfrede vom britischen Labour-Abgeordneten Neil Kinnock kopiert, ohne die Quelle anzugeben. Obwohl er Kinnock an anderen Stellen durchaus korrekt zitierte, war Biden bereits früher als Plagiator auffällig geworden: In seinem ersten Jahr als Jurastudent hatte er eine Seminararbeit ohne vollständige Quellenangabe an einen Journal-Artikel angelehnt. Biden durften den Kurs wiederholen und bestand.
6. Sein Vertrauter wechselte ins Trump-Lager
Der im vergangenen Jahr verstorbene Meinungsforscher Pat Caddell (✝68) war Bidens erster Spindoktor. Caddell hatte für zahlreiche Spitzenpolitiker und Präsidentschaftsbewerber der Demokraten gearbeitet – unter anderem auch für Jimmy Carter. Später sah er die Demokraten als «Elitäre», die normale Amerikaner «hassten». Er wechselte das politische Lager, beriet Donald Trump und trat regelmässig als Experte bei Fox News auf. Von Caddell soll Trump auch die Beschimpfung «der Feind der Amerikaner» («the enemy of the American people») für Medien übernommen haben.
7. 2008 verlor er gegen Obama
Drei Jahrzehnte nach seiner ersten Präsidentschaftsbewerbung probierte es Biden erneut. Doch bereits im Januar 2008 stieg er aus dem Rennen aus, nachdem er bei der Vorwahl in Iowa nur ein knappes Prozent der Stimmen erhielt. Obama machte den erfahrenen Aussenpolitiker dafür zum Vize.
8. Belästigungsopfer lehnte Bidens Entschuldigung ab
«‹Es tut mir leid› reicht nicht», kritisierte die Juristin Anita Hill 2019 in einem Interview mit der «New York Times». Biden hatte sich zwei Jahre zuvor für seine «Passivität» in einer Senatsanhörung bei ihr entschuldigt. Hill hatte den späteren Verfassungsrichter Clarence Thomas 1991 der sexuellen Belästigung beschuldigt – wurde allerdings der Falschaussage bezichtigt und kämpfte später um ihre Karriere. Joe Biden war damals Vorsitzender des Justizausschusses im US-Senat, der Hill vernommen hatte.
9. Ein Blind Date führte zur zweiten Ehe
Bidens Bruder arrangierte 1975 das Blind Date mit der frisch geschiedenen Lehrerin Jill Biden (69). Die beiden gingen ins Kino in Philadelphia und verstand sich «wirklich gut», wie Jill in einem Interview verriet. «Als wir nach Hause kamen ... schüttelte er mir zum Abschied die Hand. Ich ging nach oben, rief meine Mutter um 1 Uhr morgens an und sagte: ‹Mama, endlich habe ich einen Gentleman kennen gelernt.›»
10. Joe Biden musste fünfmal um Jills Hand anhalten
Jill Biden liess Joe trotz dem offensichtlichen Match warten. Fünfmal musste der Senator um ihre Hand anhalten, bevor sie endlich «Ja» sagte: «Er hatte bereits zwei Söhne. (...) Es ging um alles – Joes Karriere, den Bundesstaat Delaware, das war ein bisschen einschüchternd.» Die beiden heirateten im Juni 1977.
11. Das Ehepaar zog drei Kinder gross
Jill adoptierte Joes Söhne Beau (✝46) und Hunter (50) nicht offiziell, war sich aber ab Joes Heiratsantrag ihrer Verantwortung bewusst: «Ich wusste, dass diese Ehe funktionieren muss. Sie hatten schon ihre Mutter verloren und ich wollte nicht, dass sie eine weitere verlieren. Also musste ich mir 100 Prozent sicher sein.» Gemeinsam bekamen Joe und Jill ausserdem Tochter Ashley (39). Mittlerweile hat das Paar fünf Enkelkinder.
12. Das Paar trauert um Sohn Beau (✝46)
Im Mai 2015 starb Joe Bidens ältester Sohn Beau, Jurist und Politiker, nach mehrjähriger Krankheit an einem Gehirntumor. Wie Biden später verriet, bot ihm Barack Obama während Beaus Krankheit finanzielle Hilfe an: «Er sagte, ‹Ich gebe dir das Geld. Was immer du brauchst, ich gebe dir das Geld.›» Joe Biden hatte darüber nachgedacht, sein Haus zu verkaufen, um die Familie seines sterbenden Sohnes zu unterstützen. Beaus Tod gilt als Grund, warum Biden sich nicht 2016 als Präsidentschaftskandidat der Demokraten bewarb.
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13. Seine Frau ist ein Spassvogel
Bidens Ehefrau ist bekannt für lustige Aktionen: «Die Dinge sind so ernst, da bringe ich gerne ein bisschen Humor rein.» Einmal legte sie an Halloween eine Plastikratte auf das Pult, an dem ihr Mann eine Wahlkampfrede hielt. Am Abend fand der Politiker die selbe Ratte auf seinem Kopfkissen.
14. Jill Biden will auch als First Lady unterrichten
Die promovierte Lehrerin mit zwei Masterabschlüssen in Geschichte und Englisch stellte ihre eigene Karriere nie hinten an. Selbst als Second Lady unterrichtete sie noch am Northern Virginia Community College. Wenn sie von ihren Studenten gefragt werde, ob sie Joe Bidens Frau sei, sagte sie lapidar: «Er ist einer meiner Verwandten.» Und die Lehrerin machte klar: Auch als First Lady wolle sie weiter unterrichten.
15. Joe Biden ist Katholik
Joe Biden wäre nach John F. Kennedy erst der zweite Katholik an der Spitze der Vereinigten Staaten. Biden hat irische Wurzeln, seine Familie gehört der römisch-katholischen Kirche an. In den USA haben Religion und Glaube eines Präsidentschaftsbewerbers eine grosse Bedeutung – Donald Trump etwa profitierte 2016 von Stimmen der religiösen Rechten. Kein US-Präsident hat sich jemals offen als Atheist bekannt.
16. Er kämpfte mit dem Tod
Nachdem er bereits länger unter Kopf- und Nackenschmerzen litt, die Symptome aber wegen des Plagiatsskandals als Stresssymptome abtat und ignorierte, erlitt Biden im Februar 1988 zwei lebensbedrohliche Hirnaneurysmen: Nach einer Rede brach er in einem Hotelzimmer zusammen und war fünf Stunden bewusstlos. Zwei Operationen folgten, Jill Biden schirmte ihn in dieser Zeit strikt von der Arbeit ab. Später sagte Joe Biden, diese Erfahrung habe ihn zu der «Art von Mann, die ich sein möchte» gemacht.
Wer kann überhaupt für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidieren? Wie wird man Präsident? Und wie läuft das Wahlprozedere ab? BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zur US-Wahl.
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Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.
Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.
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