Darum kämpft Jung-Republikaner Trey Weltens (18) gegen den US-Präsidenten
«Trump spaltet unsere Partei»

Trey Weltens (18) aus Texas ist der Jüngste, der sich bei den «Republikanischen Wählern gegen Trump» für den Demokraten Joe Biden einsetzt. Gegenüber BLICK erzählt er von seiner Angst und von seiner Vision, wie die Republikaner eine Zukunft ohne Trump angehen sollten.
Publiziert: 26.08.2020 um 23:35 Uhr
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Foto: zVg
Interview: Guido Felder

Der Texaner Trey Weltens aus Houston ist gerade mal 18 Jahre alt. Aber der Republikaner weiss genau, was er will: Donald Trump (74) aus dem Amt drängen. Als Jüngster bei der Organisation «Republican Voters Against Trump» (Republikanische Wähler gegen Trump) hat er einen Videobeitrag gegen die Wiederwahl von Trump als US-Präsident veröffentlicht – seine Worte machten Furore. Gegenüber BLICK erklärt der Maschinenbaustudent, warum er als junger Republikaner den Demokraten Joe Biden (74) wählt und was er von der Zeit nach Trump erwartet.

Trey Weltens, warum kämpfen Sie als junger Republikaner gegen die Wiederwahl von Donald Trump?
Ich bin in einer konservativen Familie, in einem konservativen Staat, umgeben von konservativen Freunden und Überzeugungen aufgewachsen. Da sind mir die Werte der republikanischen Partei immer sehr vertraut gewesen. Seit Trump zum Präsidenten gewählt worden ist, beobachte ich jedoch, wie sich meine Familie, Freunde und Nachbarn drastisch verändert haben.

Wie denn?
Sie weichen von der Linie ab, die sie bisher verfolgt haben, und unterstützen ein härteres, kompromissloseres Programm, um Trump weiterhin zu unterstützen. Seine Politik und sein Handeln verändern die Bedeutung des Konservatismus als Ganzes. Sie spalten die Partei in zwei Hälften und verdrängen den Anstand – sowohl im Weissen Haus als auch unter seinen Anhängern. Er treibt die rechte Politik näher an Hassreden und Diskriminierung. Deshalb kämpfe ich gegen ihn.

Wie setzt sich Trump für junge Amerikaner ein?
Die republikanische Partei war nie beliebt bei jungen Amerikanern. Das weiss Trump sehr wohl. Er richtet sich ständig an die ältere Generation, welche die Mehrheit seiner Wähler ausmacht. Ich glaube nicht, dass er die amerikanische Jugend überhaupt wahrnimmt, ausser wenn er sich wieder einmal über unsere gemeinsamen Proteste gegen ihn ärgert.

Wie wollen Sie persönlich verhindern, dass Trump im November wiedergewählt wird?
Für einen Jugendlichen wie mich ist es sehr schwierig, etwas zu ändern. Aber ich habe für politische Kampagnen gespendet und für die Organisation Republican Voters Against Trump (Republikanische Wähler gegen Trump) ein Statement veröffentlicht.

Wie überzeugen Sie andere Jugendliche von Ihrer Meinung?
Ich erkläre ihnen, dass Opposition gegen den Präsidenten nicht heisst, gegen die Partei und ihre konservativen Werte zu sein. Es ist erschreckend, wie viele glauben, dass Trump die einzige Option für die Republikaner sei.

Wer sind jene jungen Republikaner, die – wie Sie – nicht der Linie ihrer Partei folgen und gegen die Wiederwahl Trumps kämpfen?
Es gibt ja bei den Republikanern generell nicht sehr viele Junge, ausser in den stockkonservativen Staaten. Ich beobachte, dass Studenten viel offener für Kritik an Trump sind, weil an Universitäten eine grössere Aufgeschlossenheit herrscht.

Wie reagieren Ihre republikanischen Parteifreunde auf Ihr Engagement gegen Trump?
Zwar gibt es viele, die mit uns einig sind. Aber noch mehr halten uns für Verräter der Partei, was auf unheimliche Weise daran erinnert, wie faschistische Parteien in der Vergangenheit operiert haben. Sie gehen davon aus, dass wir, wenn wir Trump nicht unterstützen, automatisch Biden-Anhänger und somit Feinde sein müssten.

Erhalten Sie Drohungen?
Nein, aber wohl auch deshalb, weil ich in meinem Bekanntenkreis nicht viel über mein Engagement erzähle. Ich habe aber Angst davor, dass ich von Menschen, die mir nahe stehen, negative Reaktionen erhalten könnte.

Wählen Sie nun Biden oder einfach keinen der beiden Kandidaten?
Ich stehe zwar bei weitem nicht voll hinter Biden, aber er ist der einzige Kandidat, der Trump schlagen könnte. Weil er für einen klaren Sieg jede Stimme benötigt, unterstütze ich Biden und hoffe, dass er unser nächster Präsident wird. Leider hat man bei der Präsidentenwahl in den USA oft nur die Wahl zwischen zwei schrecklichen Kandidaten, bei denen man sich nur für das kleinere Übel entscheiden kann.

Angenommen, Biden würde gewählt: Wie sollten sich die Republikaner später das Präsidium wieder zurückerobern?
Nach einer Biden-Präsidentschaft müssten die Republikaner ihre egoistische Haltung, die Trump in die Partei gebracht hat, aufgeben und sich wieder auf konservative Lösungen konzentrieren, die das Leben aller Amerikaner verbessern könnten. Trumps Politik ist sehr spaltend, er hilft nur jenen, die er als seine Anhänger bezeichnet.

Wer sollte denn der nächste republikanische Präsident werden?
Die Republikaner müssen den Schandfleck beseitigen, indem sie einen Kandidaten aufstellen, der sich als Verbündeter aller Bürger erweist und offen ist für eine Zusammenarbeit mit beiden Seiten des politischen Spektrums. Jemand wie Senator Mitt Romney, der seine Aufgeschlossenheit immer wieder unter Beweis gestellt hat und Trump trotz Gegenreaktion aus der eigenen Partei kritisch gegenübersteht, wäre eine ausgezeichnete Lösung, um den von Trump angerichteten Schaden zu beheben.

Haben Sie auch schon überlegt, aus der Republikanischen Partei auszutreten?
Ich freute mich sehr, zum ersten Mal für einen republikanischen Kandidaten stimmen zu können. Aber seit Trump die Ausrichtung der Partei ändert, habe ich begonnen, mich von ihr zu distanzieren. Ich mache mir Sorgen darüber, ob die Republikaner nach Trump wieder zu ihren alten Werten zurückfinden werden. Sollten die republikanischen Wähler weiterhin für eine kämpferische und egozentrische Haltung eintreten, werde ich die Partei wohl verlassen müssen.

Und zu den Demokraten übertreten?
Ich würde wohl unabhängig bleiben und eine konservative Partei unterstützen, die sich mit Anstand für das Wohl aller Menschen und der ganzen Welt einsetzt.

Opposition aus den eigenen Reihen

Der Aufstand bei den Republikanern gegen ihren Präsidenten wird immer grösser. Die Republican Voters Against Trump (RVAT) ist eine Vereinigung von Republikanern, Konservativen und ehemaligen Trump-Wählern, die nun Joe Biden unterstützen.

Weiter gibt es das «Lincoln Project», benannt nach dem ersten republikanischen US-Präsidenten Abraham Lincoln (1809–1865). Das Komitee hat ein Video veröffentlicht, das Trumps nachlässigen Umgang mit der Corona-Krise kritisiert. Der Spot unter dem Titel «Mourning in America» (Trauer in Amerika) bezieht sich bewusst auf den Slogan «Morning in America» (Morgen in Amerika), mit dem Ronald Reagan (1911–2004) 1984 in den Wahlkampf um die US-Präsidentschaft gezogen war. Die Ex-Journalistin Jennifer Horn (56) vom «Lincoln Project»: «Das Video zeigt die Auswirkungen des Versagens von Trump als Präsident und wie er die Nation schwächer, kränker und kurz vor einer neuen Weltwirtschaftskrise stehen lässt.» Auch der frühere republikanische Aussenminister Colin ­Powell (83), der unter Präsident George W. Bush (74) wirkte, unterstützt Biden. Guido Felder

Der Aufstand bei den Republikanern gegen ihren Präsidenten wird immer grösser. Die Republican Voters Against Trump (RVAT) ist eine Vereinigung von Republikanern, Konservativen und ehemaligen Trump-Wählern, die nun Joe Biden unterstützen.

Weiter gibt es das «Lincoln Project», benannt nach dem ersten republikanischen US-Präsidenten Abraham Lincoln (1809–1865). Das Komitee hat ein Video veröffentlicht, das Trumps nachlässigen Umgang mit der Corona-Krise kritisiert. Der Spot unter dem Titel «Mourning in America» (Trauer in Amerika) bezieht sich bewusst auf den Slogan «Morning in America» (Morgen in Amerika), mit dem Ronald Reagan (1911–2004) 1984 in den Wahlkampf um die US-Präsidentschaft gezogen war. Die Ex-Journalistin Jennifer Horn (56) vom «Lincoln Project»: «Das Video zeigt die Auswirkungen des Versagens von Trump als Präsident und wie er die Nation schwächer, kränker und kurz vor einer neuen Weltwirtschaftskrise stehen lässt.» Auch der frühere republikanische Aussenminister Colin ­Powell (83), der unter Präsident George W. Bush (74) wirkte, unterstützt Biden. Guido Felder

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