Das sind die Opfer von Nizza
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3 Tote bei Terror in Nizza
Tunesier enthauptet Frau in Kirche

Bei einer Messerattacke in Nizza starben drei Menschen – eine Frau wurde in der Kirche geköpft. Bei einem weiteren Opfer handelt es sich um den Kirchwart. Der Angreifer wurde festgenommen. Wenig später wurden weitere Attacken bekannt.
Publiziert: 29.10.2020 um 09:54 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2020 um 14:37 Uhr
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In Frankreich wurde die höchste Terror-Warnstufe ausgerufen.
Foto: AFP

Am Donnerstagmorgen kam es in Nizza zu einer tödlichen Messerattacke. Drei Personen starben, mehrere wurden verletzt. Der Vorfall hat sich in der Notre-Dame-Basilika ereignet.

Die Leiche einer Frau (†70) wurde in der Kirche gefunden. Einer zweiten Frau in den Vierzigern sei es zunächst gelungen, in ein Café zu fliehen, wo sie allerdings später verstarb. Berichten zufolge waren die letzten Worte, die sie den Rettungskräften mitteilte: «Sagt meinen Kindern, dass ich sie liebe.» Beim dritten Opfer handelt es sich um den etwa 45-jährigen Vincent L., schreibt «Le Figaro».

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Die Zeitung zitiert eine Polizeiquelle, wonach die 70-Jährige enthauptet wurde. Dem Mann wurde ebenfalls in der Kirche die Kehle durchgeschnitten. L. soll dort der Hausmeister gewesen sein. Wie «France Info» schreibt, war er zweifacher Vater und bei der Glaubensgemeinde sehr beliebt. «Er war ein Lebemann und sehr sympathisch», sagt ein Bekannter.

In zahlreichen Kirchen im Land läuteten nach der brutalen Attacke um Punkt 15 Uhr die Glocken.

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Angreifer reiste über Lampedusa ein

Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, schreibt auf Twitter, dass alles «auf einen Terroranschlag hindeutet». Der Angreifer konnte verhaftet werden. Dieser wurde bei der Festnahme angeschossen und liegt nun mit schweren Verletzungen im Spital.

Gegenüber den Medien sagte Estrosi, der Mann habe – noch während er medizinisch versorgt wurde – «Allahu Akbar» geschrien. «Die Bedeutung seiner Geste» werde nicht angezweifelt. Wie «Le Figaro» berichtet, soll der Mann Brahim heissen, 25 Jahre alt sein und mit den Beamten Arabisch sprechen. Zum Alter des Angreifers gibt es unterschiedliche Angaben. Nach Agentur-Informationen von DPA wurde der Angreifer 1999 in Tunesien geboren und ist demnach 20 oder 21 Jahre alt.

Der Polizei sei er bisher nicht bekannt gewesen.Die tunesische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen und den französischen Behörden Zusammenarbeit angeboten. Der konservative französische Abgeordnete Éric Ciotti aus dem Département Alpes-Maritimes, in dem Nizza liegt, macht weitere Angaben: So sei der mutmassliche Täter erst kürzlich über die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa eingereist, schreibt Ciotti bei Twitter.

Auch die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass der Mann auf Lampedusa mit anderen Migranten in die EU eingereist und auf der Insel registriert worden sei. Der französische Antiterror-Staatsanwalt Jean-François Ricard bestätigte dies am Abend. Italiens Behörden waren nach eigenen Angaben von Tunesien nicht vor dem Gewalttäter von Nizza gewarnt worden.

Macron entsendet zusätzliche 4000 Soldaten

Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Es geht unter anderem um den Vorwurf des Mords in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben. Estrosi kündigte an, alle Gotteshäuser, Kinderkrippen und andere «gefährdete Einrichtungen» zur Sicherheit zu schliessen.

Die Messerattacke war laut Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron (42) ein «islamistischer Terroranschlag». Frankreich sei angegriffen worden, sagte der Präsident am Donnerstag in Nizza. Macron kündigte einen verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen an. Der schon länger laufende inländische Anti-Terroreinsatz «Sentinelle» des Militärs solle von bisher 3000 auf 7000 Soldaten aufgestockt werden.

Laut Antiterror-Staatsanwalt Ricard haben die Beamten «zweifellos ein noch dramatischeres Ergebnis vermieden». Die Einsatzkräfte hätten einen Koran und Telefone gefunden. Ausserdem habe man in der Nähe des Angreifers die Mordwaffe, ein rund 17 Zentimeter langes Messer, entdeckt. Ebenfalls seien zwei unbenutzte Messer gefunden worden, so Ricard.

Vier weitere Vorfälle nach Nizza

Avignon: Nur zwei Stunden nach der Attacke in Nizza kam es auch in Avignon zu einem Angriff. Ein Mann bedrohte Passanten mit einer Pistole und ging auf Polizisten los. Auch er soll «Allahu Akbar» gerufen haben, schreibt «Europe 1». Dies wurde später allerdings dementiert. Die Einsatzkräfte erschossen den Angreifer. Ein Zusammenhang mit dem Anschlag in Nizza kann derzeit nicht bestätigt werden.

Dschidda: In Saudi-Arabien kam es am Donnerstag zu einer Messerattacke am französischen Konsulat. Ein Mann hat in Dschidda einen Sicherheitsbeamten angegriffen und leicht verletzt. Der Täter sei festgenommen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Donnerstag. Der Mann sei um die 40 Jahre alt.

Lyon: Die Polizei verhaftete am Donnerstag im Zentrum von Lyon zudem einen Afghanen – er war mit einem Messer bewaffnet, wie die Nachrichtenagentur AFP schreibt. Der Mann ist den Sicherheitskräften bekannt. Ob es einen Zusammenhang mit dem Anschlag in Nizza gibt, ist unklar.

Sartrouville: Auch in der Nähe einer Kirche in Sartrouville wurde ein Mann verhaftet. Er war offenbar mit einem Messer bewaffnet. Laut der Zeitung «Le Parisien» hatte er versucht, die Tat in Nizza nachzuahmen – glücklicherweise ohne Erfolg. Der Mann konnte vorher verhaftet werden, sein Vater hatte rechtzeitig die Polizei alarmiert.

Frankreich hat nach diesen Attacken nun die höchste Terror-Warnstufe ausgerufen. Premierminister Jean Castex sprach von einer «niederträchtigen» und «barbarischen» Attacke und kündigte eine entschlossene Antwort der Regierung an. Am Freitagvormittag soll ein Verteidigungsrat unter Vorsitz von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris tagen, so der Premier.

86 Tote bei Terroranschlag vor vier Jahren

Erst vorletzte Woche kam es zu einem brutalen Mord in Frankreich. Der Geschichtslehrer Samuel Paty (†47) wurde von einem 18-jährigen Islamisten in der Nähe von Paris auf offener Strasse enthauptet. Der Terrorist wurde im Anschluss von der Polizei erschossen.

Nizza wurde bereits 2016 von einem Terroranschlag erschüttert, dabei starben 86 Menschen. (man/noo/SDA)

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