Am 16. Oktober fährt Abdoullakh A. (†18) mit einem Messer zur Schule in Conflans-Sainte-Honorine (F) und setzt dem Geschichtslehrer Samuel P. (†47) nach. In einer Seitenstrasse überwältigt er den Lehrer, ermordet ihn brutal und trennt ihm anschliessend den Kopf ab. Der 18-Jährige wird später durch die Polizei erschossen.
Grund für den Mord: Der Lehrer hatte seinen Schülern Mohammed-Karikaturen gezeigt und so den Hass von Muslimen auf sich gezogen. Vor der Bluttat wurde im Netz gegen den Lehrer gehetzt.
Radikalisiert durch das Internet
Laut der «Bild» kam Abdoullakh A. ursprünglich als Flüchtling nach Frankreich und wohnte zuletzt in Evreux, rund 90 Kilometer von der Schule in Conflans-Sainte-Honorine entfernt. Abdoullakh A. galt als ruhiger Mensch, fiel jedoch durch seinen eisigen Blick auf. Zudem sprach er nicht mit Mädchen. Seine Mutter verlässt fast nie das Haus – wenn sie es tut, dann nur verschleiert.
Ein Nachbar der Familie von Abdoullakh A. sagt zu «Bild»: «Er hat früher keine Probleme gemacht, er war ein netter Junge. Das Internet ist schuld. Sein Vater und seine Mutter können nichts für seine Radikalisierung und den Terrorismus.»
Im Internet spielte sich ein grosser Teil der Hetze gegen den Lehrer ab: Laut «Euronews» schrieb ein Vater einer Schülerin in einem Mail an die Schulleitung, es gäbe Islamophobie an der Schule. Die ausbleibende Antwort hatte zur Folge, dass der Vater den Lehrer auf Youtube direkt anging. Unterstützung erhielt er durch Abdelhakim S. (61), ein radikal islamistischer Prediger. Ein zweites Video folgte am 12. Oktober. Danach kam es zur Bluttat.
Am Sonntagabend wurde im französischen Regierungsrat beschlossen, dass stärker gegen Rassismus vorgegangen werden muss. Das betrifft auch den Hass im Netz.
Mehr Unterstützung für die Lehrer
Derzeit laufen in Frankreich zahlreiche Polizeieinsätze gegen radikale Islamisten. Rund 80 Beschwerden gegen die Verbreitung von Hass im Netz werden derzeit bearbeitet. Darunter sind auch Nachrichten, die die Tat von Abdoullakh A. verherrlichen.
Emmanuel Macron sprach zur Bevölkerung. Kritik wird auch gegen die Schule laut, weil diese nach den Drohungen keine Vorkehrungen getroffen hat: «Jeder Lehrer in Frankreich muss unterstützt werden, wenn er sich in einer solchen Situation befindet», sagte Bildungsminister Jean-Michel Blanquer. (myi)