Politik beginnt nicht mit Wunschdenken, sondern mit der Betrachtung der Wirklichkeit. So glaubt zum Beispiel kein Militärexperte, dass ein Kleinstaat sich allein verteidigen kann – dazu braucht es Bündnisse, zumindest kluge Kooperation. Und nicht einmal die schärfsten EU-Kritiker können abstreiten, dass die Schweiz an vier EU-Länder grenzt, mit denen sie unterm Strich sehr gute Erfahrungen macht.
Die Europäische Union ist die wichtigste Handelspartnerin der Schweiz. Und mit Brüssel hat Bern ein Gegenüber, das hart, aber fair verhandelt. Was dort beschlossen wird, aber der Schweiz nicht passt, soll im Rahmen eines gemeinsam festgelegten Streitbeilegungsverfahrens geregelt werden: fair und regelbasiert, also keinesfalls willkürlich.
Trump, Posterboy der Bilateralen III
Donald Trump ist der ideale Posterboy für die Bilateralen III. Er herrscht impulsiv und willkürlich, seine Zollpolitik folgt einer absurden Formel, über die Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter zu Recht sagt: «Eins plus eins gleich drei.»
Trump nutzt seine Macht, um die Schweiz nach Belieben zu behandeln. Mal lobt er die Eidgenossenschaft als Freundin in den Himmel, mal verleumdet er sie als Gegnerin amerikanischer Handelsinteressen. Symbol seiner Herrschaft ist die rote «Make Amerika Great Again»-Mütze. Wer diesem Hut nicht huldigt, hat nichts zu lachen.
Die Schweiz muss sich nicht zwischen Brüssel und Washington entscheiden, sie braucht beide als Partner. Doch gerade in Krisen erkennt man seine wahren Freunde. Und die sind in Europa zu suchen, nicht unter dem neuen roten Gesslerhut in Washington.