Vier Freunde im Schnee
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BlickPunkt über die Toleranz:Vier Freunde im Schnee

BlickPunkt über das Leben mit der Pandemie
«Bei Corona gibt es kein Richtig und kein Falsch»

Corona spaltet Nationen, entfremdet Familien, zerstört Freundschaften. Aber es geht auch anders. Hier eine ganz persönliche Geschichte – mit Happy End!
Publiziert: 27.02.2021 um 01:23 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2021 um 20:47 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Noch nie seit dem Jahr der Gründung 1959 brachte BLICK ein- und dasselbe Thema so häufig auf die Titelseite wie in den vergangenen zwölf Monaten:

197 Mal!

Was damit zusammenhängt, dass kein Ereignis der neueren Geschichte das Leben so vieler Menschen in der ganzen Welt so urplötzlich auf den Kopf gestellt hat wie der Corona-Ausbruch vor einem Jahr.

Kein jüngeres Ereignis hat so viele Tote verursacht (2,5 Millionen), derart gravierende wirtschaftliche Schäden zur Folge (28 Billionen Dollar globaler Wertschöpfungsverlust bis 2025), das Leben derart abgebremst (drei Viertel weniger Flüge).

Und kaum ein Thema hat so viele Menschen so radikal auseinandergebracht: Die einen sind supervorsichtig und verlangen immer strengere Massnahmen, die anderen sind felsenfest davon überzeugt, dass die ganze Pandemie nur Panikmache ist.

Ich weiss, wovon ich rede – ich habe ein kleines Zerwürfnis gerade selbst erlebt:

Wir sind vier Freunde. Seit Jahren verbringen wir jeden Winter ein Skiwochenende zusammen. Das Datum für 2021 hatten wir vor Ewigkeiten vereinbart. Das Hotel in den Bergen war fest reserviert.

Doch irgendwann meldete sich der Erste: Skifahren mitten in einer Pandemie ist doch völlig unvernünftig – er gehe lieber langlaufen.

Darauf meinte der Zweite: Wir haben zum Skifahren abgemacht. Wenn jetzt jeder sein Ego-Programm durchzieht – wieso verreisen wir dann überhaupt gemeinsam?

Wenig später der Dritte: Ja, auch er findet Skifahren unvernünftig. Und wenn wir uns im Hotel zum Nachtessen treffen, sollte doch bitte jeder vorher einen Schnelltest machen, um sicherzugehen, dass wir uns nicht gegenseitig anstecken.

Ich war Nummer vier. Und antwortete: Tests vor dem Besuch im Hotelrestaurant sind für mich Augenwischerei – wegen der anderen Gäste trägt ohnehin jeder ein gewisses Risiko. Wenn wir das ausschliessen wollen, müssen wir keinen Schnelltest machen, sondern auf unseren Winterausflug verzichten.

Nach vielen Telefonaten herrschte schliesslich allseitige Harmonie. Unser Skiwochenende fand statt. Bei fantastischem Wetter.

Kollege Nr. 2 und ich gingen am Samstag zusammen Ski fahren, Nr. 1 war wie angekündigt langlaufen, und zwar allein. Drei von uns übernachteten im Hotel – inklusive Abendessen, aber ohne Schnelltest. Kollege Nr. 3 kam am Sonntag für einen Tagesausflug dazu, und wir genossen einen herrlichen Schnee-Spaziergang zu viert.

Die Moral von der Geschicht'? Bei Corona gibt es kein Richtig und kein Falsch – höchstens wissenschaftliche Fakten und gesetzliche Vorschriften. Und wir sollten alle akzeptieren, wenn jemand die Lage völlig anders sieht ...

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