In der Öffentlichkeit sprechen wohl alle eher positiv über die eigene Chefin. Doch wie die britische Botschafterin in Bern von Queen Elizabeth II (96) schwärmt, geht weit über jede Loyalität hinaus. Jane Owen (59) bezeichnet ihre kurze Audienz bei der Queen im Blick-Interview als «ein Highlight meines Lebens» und sagt: «Sie verbindet die alte Zeit mit der neuen und die Tradition mit der Moderne. Sie wird in Grossbritannien als Kraft und Autorität verehrt.»
In diesen Tagen feiert das Volk Grossbritanniens und mit ihm die halbe Welt das Thronjubiläum der Monarchin, die seit unglaublichen 70 Jahren regiert. 1952 kam sie ins Amt, heute ist sie das dienstälteste Staatsoberhaupt der Welt. Seit dem Franzosen Louis XIV, der anno 1643 mit vier Jahren König wurde und es 72 Jahre lang blieb, hat nie jemand länger regiert als sie.
Über das eigens verlängerte Wochenende feiern rund 10 Millionen Britinnen und Briten ihr Staatsoberhaupt persönlich, am Donnerstag paradierten 1400 Soldaten, 400 Musiker und 240 Pferde durch London, 70 Jets und Helikopter der Royal Air Force flogen über den Buckingham Palace.
Die Queen fasziniert, weil sie alle Aspekte des Lebens vereint: Politisch ist sie diszipliniert, selbstlos und pflichtbewusst. Das verleiht ihr Autorität. Ihr Wort hat Gewicht.
Die Royal Family befriedigt aber auch das Bedürfnis der Menschen nach Klatsch und Tratsch, mit immer neuen Hochzeiten und Scheidungen, Glamour und Eklats, Highlife und Abgründen. Prinzen und Prinzessinnen, Uniformen und Abendkleider, Burgen und Schlösser, Pferde und Kutschen bedienen offenbar unausrottbare romantische Sehnsüchte.
Die Queen war für beinahe alle Britinnen und Briten einfach schon immer da, nur Hochbetagte wurden noch von ihrem Vorgänger George VI regiert. Die Queen hat 14 Premierministerinnen und -minister ernannt, die neoliberale Welle von Margaret Thatcher (1925–2013) erlebt, den Irak-Krieg von Tony Blair (69), den Brexit von David Cameron (55) und die Corona-Partys von Boris Johnson (57).
Allein diese Aufzählung macht deutlich, weshalb der britischen Demokratie eine Queen guttut, die schweizerische Demokratie aber sehr gut ohne sie auskommt: Wir haben viel weniger Drama!
Bei uns haben die Bürgerinnen und Bürger das letzte Wort. Das sorgt für Ausgleich. Das bewahrt die Politiker vor vielen dummen Fehlern. Das macht fast alles langweilig. Aber eben auch berechenbar: Für die Politik braucht die Schweiz keine Royals.
Und für den Glamour reicht uns der Circus Knie.