Stellvertretender Blick-Politikchef zur Umfrage
«Bei uns heisst regieren nachbessern»

Eine aktuelle Umfrage von Amnesty International Schweiz fördert Erschreckendes zutage: Viele Männer halten ein undeutliches Nein für eine Zustimmung zu Sex. Es braucht klare gesetzliche Regeln, findet der stellvertretende Blick-Politikchef Pascal Tischhauser.
Publiziert: 13.04.2022 um 00:36 Uhr
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Für den stellvertretenden Politikchef Pascal Tischhauser sollte der Bundesrat handeln.
Foto: Thomas Meier
Pascal Tischhauser

Die Umfrage muss zu denken geben. Dass aufreizende Kleidung und ein Flirt auch heute noch für jeden dritten Mann bedeuten, dass eine Frau Sex mit ihm haben will, ist erschreckend.

«Das sind doch nur ältere Männer, die das noch so sehen», könnte man einwenden. Denn das zeigt die Umfrage. Aber das macht das Ergebnis nicht besser. Ältere Männer stehen in gleicher Weise in der Verantwortung wie wir alle – gesellschaftlich und politisch.

Die Umfrage legt schonungslos offen, dass Teilen der Bevölkerung noch nicht genügend bewusst ist, was der Unterschied zwischen Sex und sexueller Gewalt ist. Gesetzliche Regelungen, die klare Grenzen setzen, helfen, das klarzumachen.

Das müsste auch im Bundesrat ankommen, der längst kein Gremium mehr ist, das nur aus grau melierten Herren besteht. Zu erwarten wäre, dass die Regierung schnell klarstellt: Sex setzt voraus, dass alle Beteiligten zustimmen. Und das muss sich im Gesetz widerspiegeln.

Zu befürchten ist hingegen: Wie so oft dürfte die Landesregierung sich auch beim Sexualstrafrecht nicht von sich aus bewegen. Wieder einmal wird sie – noch mehr – öffentlichen Druck brauchen.

Regieren bedeutet vorausschauen, so heisst es. Bei uns gilt das oft nicht. Stattdessen gilt: Regieren heisst nachbessern. Doch so kommen Täter davon und Opfer werden noch länger alleingelassen.

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