Sex-Skandale von Diplomaten
Bern hat ein MeToo-Problem

Viola Amherd muss sich zu den vielen Baustellen in ihrem Departement erklären. Doch bei verschiedenen Sex-Skandalen stellt sich auch die Frage: Wo bleibt der Aufschrei der Feministinnen?
Publiziert: 10.12.2023 um 02:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2023 um 21:46 Uhr
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Viola Amherd hat noch immer keinen Staatssekretär.
Foto: AFP via Getty Images
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Die Verteidigungsministerin lächelt Kritik charmant weg. Skandale perlten bisher an Viola Amherd ab. Doch im VBS haben sich zu viele Probleme angehäuft, zu denen die Chefin des Departements nicht länger schweigen kann.

Auch klare Kante zu zeigen, vermeidet die Magistratin gerne. Denn die Königin der Umfragen weiss die Bevölkerung hinter sich. Nehmen wir das Beispiel Neutralität: Wählerinnen und Wähler haben Verständnis dafür, dass die Schweiz in einer Phase der Zeitenwende stärker mit der Nato zusammenarbeiten muss. Wenn Amherd die Annäherung an das westliche Verteidigungsbündnis will, sollte sie auch aktiv dafür werben – und nicht aus Angst vor der SVP kuschen.

Doch wollen wir fair sein: Für das Liebesleben von Männern mit Diplomatenpass ist nicht Viola Amherd verantwortlich – wenn schon, dann eher Aussenminister Ignazio Cassis, der seine Botschafter nicht im Griff zu haben scheint. Und wo bleibt nach den Sex-Skandalen von Schweizer Spitzendiplomaten der Aufschrei der Feministinnen?

MeToo ist nicht nur ein Problem der Film-, Musik- und Modebranche, sondern auch der Bundesverwaltung. Es wird Zeit, dass Bern sich diesem Thema stellt. Wollen Parlamentarierinnen wie Tamara Funiciello ihrem Ruf als Speerspitze des Feminismus gerecht werden, müssen sie aktiv werden. Worauf warten sie?

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