Auf einen Blick
- Schweizer greifen häufiger zu Billigfleisch. Biolabel haben schweren Stand
- Griff zum günstigen Fleisch wird als politische Aussage gesehen
- Biocervelat kostet 1.98 Franken, M-Budget-Cervelat nur 79 Rappen pro 100 g
Wir leben in vergifteten Zeiten. Was die Geopolitik vormacht, gilt zunehmend auch im Privaten: Jede und jeder schaut zunächst für sich. Das zeigt sich dann etwa im Supermarkt. Da greifen die Schweizerinnen und Schweizer immer häufiger zum Billigfleisch. Die Kundschaft sei preissensibler geworden, heisst es, die Teuerung der letzten Jahre habe sichtlich Spuren hinterlassen. Was kümmert uns da das Tierwohl?
In der Migros kosten 100 Gramm M-Budget-Cervelat 79 Rappen, für den Biocervelat muss man dafür 1.98 Franken bezahlen. Natürlich schenkt das ein, gerade für Familien, die Monat für Monat schauen müssen, wie sie über die Runden kommen. Gleichzeitig liesse sich das Geld problemlos anderswo sparen. Ein Espresso weniger – oder halt einmal pro Woche auf Fleisch verzichten. Es gibt kein Menschenrecht auf Rindsfilet!
Freedom of «Tsch, Tsch»
Womöglich aber geht es vielen gar nicht mal so sehr ums Sparen. Für sie ist der Griff ins Kühlregal politisch aufgeladen: Bio gilt neuerdings als «woke» – ein Fetisch links-grüner Körnchenpicker. Es hat also etwas mit dem Zeitgeist zu tun, dass Biolabel in den Läden plötzlich einen schweren Stand haben: Wir lassen uns doch die Discount-Grillschnecke nicht verbieten! Wenn Donald Trump wieder ungehemmt nach Öl bohren will («Drill, Baby, Drill»), dürfen wir auch Steaks aus Quälproduktion auf den Grill schmeissen.
Eine Rückkehr zur Vernunft wäre angezeigt. Wer beim Fleischkauf auf Bio achtet oder nicht, setzt damit selbstverständlich kein politisches Zeichen. Es zeigt nur, ob jemand ein echter Tierfreund ist – oder eben nicht.