Tamedia hat eine ungesunde Firmenkultur. Eine Kultur, die Männer mit mangelnder Sozialkompetenz an die Spitze spült. Das zeigen nicht nur die Vorgänge um die frühere «Tagi-Magi»-Journalistin Anuschka Roshani, sondern auch der «Frauenbrief» von 2021, in dem 78 Mitarbeiterinnen ein diskriminierendes Betriebsklima beklagten, sowie der Fall eines Ressortleiters, der seine Mitarbeiterin stalkte.
In der Tamedia-Führungsetage begreift man das Ausmass des Problems offenbar nicht.
Dennoch greift es zu kurz, lediglich Tamedia in den Fokus zu nehmen. Das Problem geht über diesen Verlag, ja über die Medienbranche hinaus. Denn inkompetente, zu Narzissmus neigende Männer in Chefpositionen gibt es überall.
Der Psychologe Tomas Chamorro-Premuzic hat das bereits 2019 festgestellt. Seine Diagnose: Wir haben eine falsche Vorstellung davon, was Führung bedeutet. Deshalb fallen wir auf Menschen – mehrheitlich Männer – mit übersteigertem Selbstwertgefühl herein, auf Blender und Narzissten. Auf jene also, die schlechte Vorgesetzte werden.
Aussen vor bleiben jene, die wirklich das Zeug zum guten Chef hätten: Menschen, die emotionale Intelligenz, soziale Kompetenz und Integrität mitbringen. Darunter viele Frauen. Aber auch Männer, die es mit dem Ellbögeln nicht so haben.
Wenn wir die hiesigen Firmenkulturen verändern wollen, müssen wir deshalb die Normen hinterfragen, mit denen wir aufgewachsen sind. Das gilt für alle – insbesondere aber für jene an der Spitze. Einfach wird das nicht.