Die Kinos sind leer, die Betreiber klagen, Schuld sind natürlich die anderen. Gegen die Streamingdienste komme man nicht an, heisst es. Sowieso hätten Jugendliche bloss noch eine Aufmerksamkeitsspanne von der Dauer eines Tiktok-Clips.
Damit macht es sich die Branche zu einfach. Die Misere ist selbst verschuldet. Denn sind wir ehrlich: Meistens ist der Kinobesuch eine Zumutung.
Es fängt an, bevor die erste Szene über die Leinwand flimmert. Wohin mit dem nassen Mantel? Draufsitzen geht nicht, sonst sieht die Person hinter uns noch weniger. Unter dem Sessel verstauen ist auch keine Option. Auf dem Boden liegt noch Popcorn von der Nachmittagsvorstellung.
Dann, mitten im Film, wenn man so richtig in die Geschichte eingetaucht ist: Licht an, Glace-Werbung, 15 Minuten Pause – ein Ärgernis!
Das Drumherum muss stimmen
Und schliesslich, während der Abspann noch läuft, werden die Kinobesucher mancherorts via Notausgänge aus dem Saal in einen schummrigen Hinterhof geschleust. Die Leute haben 20 Franken fürs Billett bezahlt, hoffentlich ein Vanillecornet verdrückt – jetzt will man sie möglichst effizient loswerden.
Wollen die Kinos überleben, müssen sie umdenken. Es reicht nicht, Filme als reine Konsumgüter zu betrachten. Das Drumherum muss auch stimmen: ein sorgfältig zusammengestelltes Programm, eine Bar, die vor oder nach dem Film zum Verweilen einlädt – und ja: baut endlich Garderoben für die nassen Mäntel!