Eigentlich hatte ich diese Kolumne fixfertig geschrieben – es war ein Verriss des neusten Buchs eines Schweizer Krimiautors. Und dann habe ich's gelöscht. Denn man soll es doch mit den Worten halten, die einem hoffentlich von Kindesbeinen an mitgegeben wurden: Wenn du nichts Nettes sagen kannst, dann sag einfach nichts. Und deshalb gibt es an dieser Stelle anstatt eines Ferienlektüre-Anti-Tipps, der beim endlich stattfindenden Sonnenschein angebrachter wäre, nun stattdessen einen Netflix-Hinweis.
Schon als 2022 die erste Staffel von «Kleo» erschien, war ich begeistert. Von dieser vordergründig kindlichen, gleichzeitig ironischen und knallharten Ex-Stasi-Killerin Kleo (Jella Haase), die von ihren eigenen Leuten verraten und als politische Gefangene unschuldig inhaftiert wurde. Von der Ost-Ästhetik der ganzen Serie. Von Kleos verpeiltem Sidekick, dem ständig auf Drogen trippenden WG-Mitbewohner und Techno-Jünger Thilo (grandios: Julius Feldmeier) mit abartig doofem Haarschnitt, der eigentlich nur zu seiner ausserirdischen Prinzessin nach Sirius B abhauen will – im vollen Ernst. Und vom ganzen Mysterium, denn Kleo wurde zwar nach dem Mauerfall aus der Haft entlassen – wer sie aber warum eingebuchtet hat, will sie natürlich immer noch wissen. Das passt nun ein paar ganz, ganz hohen Tieren von KGB bis CIA gar nicht.
Auf der Suche nach einem roten Koffer mit Dokumenten, die anscheinend das politische Gefüge des gesamten Westens aushebeln könnten, gerät Kleo an mittelfähige Polizisten, an trügerische Ex-Freunde und ist natürlich stets in Lebensgefahr. Grandios! Am besten nochmals von vorne anfangen, denn jetzt ist Staffel 2 erschienen.
«Kleo», jetzt auf Netflix