Kritiker verschmähten ja zwei der meiner Meinung nach coolsten Agentenfilme der letzten Jahre – zu brachial, zu frauenfeindlich, zu pennäler-humorig. Das Publikum gibt aber wenig auf die politische Kritiker-Korrektheit: Als die beiden «Kingsman»-Filme des britischen Regisseurs Matthew Vaughn (Ehemann des Über-Supermodels Claudia Schiffer) letzte Woche auf Netflix gestellt werden, landen sie sofort auf Platz eins und sind zwei der meistgestreamten Filme. Aktuell befinden sie sich auf Platz zwei und drei.
Ein Kingsman ist eine Art James Bond, Jason Bourne oder Ethan Hunt für Freunde des überkandidelten Humors. Komikartige Gewaltexzesse, die Regisseur Quentin Tarantino als handzahmen Bretzelibueben aussehen lassen, und ins absurde getriebene Britishness kommen frei Haus auch gleich mit. Manieren sind wichtig, massgeschneiderte Anzüge auch, und man trägt stets Oxford-Schuhe und niemals die gelöchelten Brogues. Aktentaschen und Regenschirme fungieren als Allround-Geheim- und Abwehrwaffen für die Agenten des privaten britischen Geheimdiensts Kingsman. Und auf so einen bescheuerten Namen, wie ihn die Hauptfigur Eggsy (Taron Egerton) trägt, muss man erst mal kommen.
Die Menschheit überlebt dank Sex – nicht im Allgemeinen, sondern bei Kingsman im spezifischen Sinne
Eggsy rettet die Welt übrigens hauptsächlich vor Bösewichten, weil ihm die von Übeltätern gefangene skandinavische Prinzessin Tilde umstrittene Sexpraktiken verspricht – was die eingangs erwähnten Kritiker gar nicht schätzten. Dem Zuschauer ists egal: James Bond ist eine Schlaftablette gegen die Kingsmen. Und von den Gadgets könnte sich Q bei Bond auch gleich eine Scheibe abschneiden.
«Kingsman: The Secret Service» und «Kingsman: The Golden Circle» jetzt auf Netflix