Krimikolumne
Alle gegen alle

Fünf Freunde – die isländische Variante ist im Krimi «Rauch» von Yrsa Sigurdardóttir tödlich.
Publiziert: 18.08.2024 um 18:14 Uhr
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Die isländische Krimiautorin Yrsa Sigurdardóttir feiert mit ihren Island-Krimis Erfolge.
Foto: Getty Images
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Denkt man an skandinavische Krimis, im Buchhändler-Jargon auch Scandi Noir genannt, kommen einem als Erstes die Schweden in den Sinn – dabei kann man ruhig auch mal einen Blick nach Island werfen. Dort lebt die Ingenieurin Yrsa Sigurdardóttir (60), die eine Zweitexistenz als erfolgreiche Krimiautorin, insbesondere im deutschsprachigen Raum, aufgebaut hat – sie steht aber lobend erwähnt im Literatur-Supplement der britischen «Times».

Im Krimi «Rauch» treffen sich fünf isländische Freunde rund zehn Jahre nach dem Studium wieder. Der Grund ist traurig: Eine Freundin wird auf einer der Westmännerinseln vor der Südküste Islands beigesetzt. Bald kommen Ungereimtheiten auf: Die Freundin soll an Krebs gestorben sein, aber eine Inselbewohnerin redet von Knochenbrüchen. Im Haus der Toten stossen die Freunde auf einen grausigen Fund. Etwas muss in der Vergangenheit schiefgelaufen sein – und es hilft nicht, dass sich ein paar der Studienkollegen ebenfalls schief entwickelt haben. Einer scheint Dreck am Stecken zu haben, alle saufen zu viel, und die Funde im Haus der Toten verweisen auf eine verheerende Partynacht, an die sich kaum einer erinnern kann oder will.

Der wahre Täter? Die Gruppendynamik!

Bald stapeln sich die Leichen, und es geht nur noch darum, irgendwie unbeschadet von der Insel zu kommen. Sigurdardóttir hat einen spannenden, dichten Krimi geschrieben, der sich weniger der Mordermittlung widmet, sondern viel mehr der Frage, wie Gruppendynamiken ein rasantes, verheerendes Eigenleben annehmen können.

Fazit: nicht wahnsinnig anspruchsvoll, aber durchaus tauglich für ein paar Badi-Nachmittage.

Yrsa Sigurdardóttir: «Rauch», BTB-Verlag, 400 Seiten, ca. 27 Franken 

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