Die Promotoren von Olympischen Winterspielen in der Schweiz sind überzeugt: Die Vertröstung der Schweizer Kandidatur für 2030 auf 2038 ist viel mehr Sieg als Niederlage. Tatsächlich – das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat signalisiert: Will die Schweiz die Winterspiele 2038, soll sie diese auch bekommen. Doch daraus einen Triumph abzuleiten, ist kühn.
Denn die Absage des IOC an die Kandidatur 2030 ist eine Absage an das Schweizer Konzept: Das Komitee kritisierte die dezentrale Durchführung, die inexistenten olympischen Dörfer und die fehlenden Garantien der Politik. Der Weltverband sägt damit genau an den Säulen, die eine Schweizer Olympia-Kandidatur mehrheitsfähig machen könnten: die Nutzung bestehender Sportinfrastruktur, Verzicht auf den Bau temporärer Unterbringungen, keine grossen finanziellen Risiken für die Steuerzahlenden. Das IOC legt der Schweiz auf dem demokratischen Weg zu angeblich nachhaltigen Spielen schwere Brocken hin.
Hinzu kommt: Die Olympia-Pläne für 2030 waren ein Überraschungscoup. Das Kurzfristige weckte Träume und sorgte für Aufbruchsstimmung. 2038 ist dagegen weit weg. Die Verbindlichkeit ist verloren gegangen – und die Euphorie. 2030 war eine einmalige Chance, das wiederholte selbst Olympia-Promotor Urs Lehmann vor dem IOC-Entscheid. Recht hatte er. Dass das IOC 2038 Winterspiele in der Schweiz will, mag glaubhaft sein. Doch die Hürden, dass die Schweiz das selber auch will, sind ungleich höher geworden.