Man könnte Elon Musk getrost als Irren mit ausgeprägter Hybris sehen. Wer kauft schon für 44 Milliarden Dollar ein Social-Media-Portal, entlässt massenhaft Personal, vergrault Werbekunden? Ein Egomane, der das Chaos liebt. Seine Quittung: Geschasste Twitter-Beschäftigte drohen mit Klagen. Die Einnahmen sinken massiv, wie der neue Eigentümer selber twitterte.
Man könnte Musk aber auch getrost als Visionär bezeichnen, der sich gerade ein neues Geschäftsmodell zimmert. Es beginnt mit dem blauen Haken, der bestätigen soll: der Account ist «echt», «aktiv» und «bekannt». Schwammiger gehts nimmer. Fälschungen waren die Folge.
Bedeutsam müssen die Verifizierten bald nicht mehr sein, dafür zahlungswillig. Womöglich schafft Musk damit mehr Transparenz als seine Kritiker derzeit glauben. Zugleich zeigt er den Werbekunden die kalte Schulter. Auch das tut er nicht aus Masochismus. Bis heute stehen auf den sozialen Plattformen nicht die Nutzer im Zentrum, sondern die Werbekunden. Die einen hinterlassen Daten, die anderen greifen sie ab.
Ab sofort sollen die Nutzer im Zentrum stehen, dafür müssen sie blechen, erhalten aber einen auf sie zugeschnittenen Service. Der Nutzer wird vom Produkt zum Kunden. Muss das denn so schlecht sein?