Zur Sache! Neue Non-Fiction-Bücher
Nach was Catherine Deneuve und Nicole Kidman riechen

911 für ein Auto, 007 für einen Agenten und 5 für ein Parfüm: Es gibt wenige Zahlen, die sich als Weltmarken etabliert haben. Eine Prachtausgabe mit vielen Fotos würdigt nun den hundertsten Geburtstag von «Chanel N° 5».
Publiziert: 28.12.2021 um 08:55 Uhr
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Aktualisiert: 01.01.2022 um 23:09 Uhr
Mutter des berühmtesten Parfüms: Modedesignerin Coco Chanel, 1954.
Foto: Conde Nast via Getty Images
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Zu diesem Jahreswechsel steigen keine grossen Feste. Doch auch im kleinen Rahmen putzen sich die Menschen gerne heraus, kleiden sich hübsch und tragen Schmuck zur Schau – die Herren eine coole Uhr, die Damen eine adrette Kette. Und eine feine Duftnote darf zumindest bei den Frauen nicht fehlen, vielleicht das Parfüm «Chanel N° 5». «Tragen Sie es überall dort auf, wo Sie geküsst werden wollen», sagt die Modedesignerin Gabrielle «Coco» Chanel (1883–1971) über ihr Produkt, das sie 1921 auf den Markt bringt.

«Am Silvesterabend des Jahres 1920 feiert Gabrielle Chanel eine Party in ihrem Couture-Geschäft in der Rue Cambon 31», lesen wir im kürzlich erschienenen Prachtband «Chanel N° 5» zum hundertjährigen Jubiläum des Parfüms. Seit 1918 verkauft Chanel an der Pariser Adresse Haute Couture, seit 1910 Hüte in einem Laden an derselben Strasse. Aber Duftwasser? «Ich bin Modeschöpferin, und kein Parfümeur», sagt Chanel, «Ich missbillige alles, was Parfümeure tun.» Das sei was für Kokotten.

Doch dann gerät Chanel 1921 an Ernest Beaux (1881–1961), einen in Moskau geborenen Meisterparfümeur. Basieren die Düfte bis zu diesem Zeitpunkt auf einer einzigen Blumenessenz wie Jasmin oder Rose, kombiniert Beaux diese erstmals mit synthetischen Molekülen. «Die sogenannten Aldehyde verleihen einem reichen, komplexen Duft, seinen verschiedenen Tönen eine frische Note», schreibt die französische Schriftstellerin Pauline Dreyfus (52) über den Ursprung des Mythos und die Entstehung einer Legende.

Was Legende, was Wahrheit ist, das kann selbst Dreyfus nicht immer bestimmen, obwohl sie für das Buchprojekt erstmals Einblick ins Firmenarchiv von Chanel hatte. An den Unklarheiten ist nicht selten Coco Chanel selber schuld. Fest steht, dass ihr Beaux zehn Proben vorlegt und ihr die fünfte am meisten zusagt. Die besagte Duftprobe bedarf nun noch eines Namens. «Ich präsentiere meine Kollektion am 5. Mai, dem fünften Monat des Jahres», sagt Chanel 1921, «und deshalb soll die Probe Nummer fünf den Namen behalten, den sie bereits hat.» Eine Revolution!

Alle 30 Sekunden geht heute weltweit ein Flakon mit «Chanel N° 5» über einen Ladentisch – das Parfüm gilt als bis anhin erfolgreichster Damenduft. Dazu trugen auch Schauspielerinnen wie Marilyn Monroe (1926–1962) bei, die auf die plumpe Frage eines Journalisten, was sie beim Schlafen trage, antwortete: «Nur ein paar Tropfen Chanel N° 5.» Machte sich Monroe so freiwillig zur Werbeträgerin von Chanel, so setzte das Unternehmen später bewusst auf Schauspielerinnen wie Catherine Deneuve (78), Nicole Kidman (54) oder Audrey Tautou (45). Und 2012 war mit Brad Pitt (58) erstmals ein Mann das Gesicht von «Chanel N° 5».

«N° 5 bewegt sich seit Jahren auf einem schmalen Grat», schreibt Dreyfus. «Es muss sich erneuern, ohne sich untreu zu werden. Ein echter Drahtseilakt!» Der ist bis jetzt gelungen: Das Parfüm ist auch nach hundert Jahren noch immer fünf.

Pauline Dreyfus, «Chanel N° 5», Prestel

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