Zur Sache! Neue Non-Fiction-Bücher
Affenforscherin Jane Goodall hat Hoffnung für die Welt

Hoffnung heisst Handeln: Die Schimpansen-Forscherin Jane Goodall belegt das mit berührenden Begebenheiten aus ihrem langen Leben. Und sie gibt uns Mut, das neue Jahr anzupacken.
Publiziert: 11.01.2022 um 13:15 Uhr
Von der schüchternen jungen Frau zur weltbekannten Rednerin: Jane Goodall 2020 am WEF in Davos GR.
Foto: keystone-sda.ch
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Ich sehe nichts, ich höre nichts, ich sage nichts: Diese drei Affen kenne ich seit meiner Kindheit. Ursprünglich als Glücksbringer aus dem Land der aufgehenden Sonne bekannt, erlebt die Gruppe im Abendland einen Wertewandel und steht hier für mangelnde Zivilcourage. Manchmal kommt noch ein vierter Affe dazu, der die Hände in den Schoss legt. Was in Japan «Tue nichts Böses» meint, unterstreicht bei uns die negative Bedeutung der Untätigkeit.

Alles andere als untätig ist die berühmte britische Affenforscherin Jane Goodall (87). Denn für sie befördert Handeln die Hoffnung auf eine bessere Welt, wie sie in ihrem kürzlich erschienenen Buch erläutert: «Man braucht Hoffnung, um überhaupt in Aktion zu treten», sagt sie im Gespräch mit dem Co-Autor Douglas Abrams (54), «aber hat man sich erst einmal zum Handeln entschlossen, entsteht dadurch auch mehr Hoffnung.» Es sei also ein Kreislauf.

Ihr Lebenslauf kommt 1960 so richtig in Schwung. Mitte 20 lernt sie in Kenia den Paläoanthropologen Louis Leakey (1903–1972) kennen, der Goodall ermutigt, als Verhaltensforscherin zu den Schimpansen in den Urwald Tansanias zu gehen. «Ich fiel aus allen Wolken, als er mich fragte, ob ich bereit sei für diese Arbeit», sagt Goodall im Buch. Damit ist sie das, was die Amerikanerin Dian Fossey (1932–1985) für Gorillas und die Kanadierin Birute Galdikas (75) für Orang-Utans sind.

Hoffnung entwickelt sich zum zentralen Motiv in Goodalls Leben. «Ohne Hoffnung auf Erfolg hätte ich aufgegeben», sagt sie, denn zu Beginn nehmen die Schimpansen sofort Reissaus, wenn sie auftaucht. Doch sie weiss, dass ihr die Affen irgendwann vertrauen. Und so kommt es, dass sie als Erste einen Schimpansen dabei beobachtet, wie er einen Grashalm verwendet, um an Termiten zu gelangen. Bis zu diesem Zeitpunkt galt die Lehrmeinung, die Verwendung von Werkzeug sei ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen.

Heute ist Jane Goodall eine weise alte Frau, die trotz Wilderern, Abholzung der Tropenwälder und Klimawandel die Hoffnung nicht aufgegeben hat. Sie nennt im Buch vier Gründe, die sie trotz allem optimistisch stimmen: das Wunder des menschlichen Intellekts, die Widerstandskraft der Natur, die Macht der Jugend und den unbeugsamen menschlichen Kampfgeist.

Goodall belegt ihre Gründe mit glänzenden Geschichten aus ihrem reichen Erfahrungsschatz. Für Widerstandskraft und Kampfgeist ist die Anekdote von Wounda ein wunderbares Beispiel: Aus den Händen von Wilderern gerettet, hängt das Leben der Schimpansin an einem seidenen Faden, doch sie bekommt als erster Affe in Afrika eine Bluttransfusion und überlebt. Als Goodall Wounda wieder in die Wildnis entlässt, umarmen sich die beiden innig. Später steigt Wounda zum Alphaweibchen auf und bekommt ein Junges – Goodall nennt es Hope.

Jane Goodall/Douglas Abrams, «Das Buch der Hoffnung», Goldmann

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