Schon immer hat das Wetter uns Menschen bewegt. Kein Gesprächseinstieg ist einfacher, als sich gemeinsam über das zu heisse, zu trockene, zu feuchte oder zu kalte Wetter zu echauffieren. In Zeiten des globalen Wandels nehmen die Wetterextreme zu, und das Thema Wetter rückt noch mehr auf unsere gesamtgesellschaftliche Agenda. Vielleicht ist dies ein Grund, warum wir immer häufiger gefragt werden, wie es unseren Tieren bei diesem zu heissen, zu trockenen, zu feuchten oder zu kalten Wetter eigentlich geht. Die kurze Antwort lautet: gut. Die lange Antwort: Es variiert von Art zu Art.
Viele unserer Tiere kommen ursprünglich aus tropischen Gebieten mit durchschnittlich höheren Temperaturen als bei uns. Das heisst im Umkehrschluss aber nicht, dass sie dort durchgängig 25 Grad Lufttemperatur haben. Wer schon einmal auf einer Safari in Afrika, in einer Wüste in Asien oder im Pantanal-Feuchtgebiet in Südamerika war, weiss: An diesen Orten kann es am Tag, aber besonders auch in der Nacht, richtig kalt werden. Temperaturen um die null Grad sind keine Seltenheit. Daher machen auch die durchschnittlich kälteren Tage in Zürich den meisten unserer tropischen Tiere nichts aus – solange sie einen Zugang zu geheizten Innenanlagen haben. Die allermeisten unserer Tiere können frei wählen, ob sie in der Innen- oder Aussenanlage sein wollen. Und so sieht man, welche tropischen Tiere den kälteren Temperaturen offener gegenüberstehen. Unsere Gorillas sind beispielsweise wahre Couchpotatoes. Sobald es nur ein wenig windet, verziehen sie sich in die Innenanlage. Unsere Elefanten sind das pure Gegenteil: Bei Wind und Wetter lieben sie den Gang nach draussen – ganz besonders bei Schnee. Man muss sie aktiv nach ein paar Stunden wieder hereinholen, damit die dünnen Ohrränder nicht unbemerkt einfrieren.
Als Ort mit einem Jahreszeitenklima hat Zürich nicht nur Temperaturen, die für Tiere zu kalt erscheinen könnten, sondern auch – besonders in den letzten Jahren – Zeiten, die sehr, sehr heiss sind. Und tatsächlich ist es vielen Tieren bei uns im Hochsommer zu warm. Allerdings nicht, weil sie in Zürich in einer anderen Klimazone leben, sondern weil den meisten Tieren in der Mittagszeit grundsätzlich zu warm ist. Ob die Lemurenart Rote Varis in unserem Masoala, Ameisenbären in unserem Pantanal oder Nashörner auf unserer Lewa-Savanne: Die Mittagszeit eignet sich hervorragend für eine ausgiebige Siesta, weswegen die Mittagszeit nicht immer zwingend die beste Zeit ist für einen Zoobesuch.
Aber auch bei uns gibt es Tiere, die aus deutlich kälteren Regionen kommen, wie beispielsweise unsere Schneeleoparden, denen hier manchmal doch etwas warm ist. Während sich wärmeliebende Tiere ganz einfach in ihren Innenanlagen aufwärmen können, ist die Herausforderung der Tierhaltung bei kälteliebenden Tieren im Zürcher Sommer grösser, da die meisten Tiere nicht wie wir Menschen ausgiebig schwitzen können, um sich abzukühlen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass beispielsweise unsere Schneeleoparden aus dem kühlen Himalaya in einem baumbestandenen Teil des Zoos leben, wo es grundsätzlich kühler ist als auf der offenen Lewa-Savanne. In der Anlage selbst haben die Tiere wichtige Schattenplätze, wo sie die heissen Tage des Jahres verbringen können. In unserem neuen Bereich Panterra werden den Schneeleoparden ab 2025 in allen Anlagen zusätzlich Teiche und Schwimmmöglichkeiten zur Abkühlung zur Verfügung stehen. Da sie dies aus ihrem ursprünglichen Lebensraum nicht kennen, sind wir gespannt, wie sie dies annehmen werden.
Als an die Schulferien gebundener Familienvater schreibe ich diese Zeilen aus den Ferien an der Mittelmeerküste. Im Gegensatz zu den Schneeleoparden verfüge ich über zahlreiche Schweissdrüsen, die mir täglich belegen, dass sie ausgezeichnet funktionieren. Das Thema Wetter ist auch hier Strandgespräch. Die heutige Wolkendecke war ein Segen für Eltern junger Kinder und ein Graus für die schon intensiv vorgebräunten Sonnenanbeter und -anbeterinnen. Ich selbst sehne mich phasenweise nach dem kühlen schattigen Himalaya-Gebirge im Zoo Zürich. Denn ich kann Ihnen sagen: Mir ist heiss.