Wenn sich mächtige Wesen auf hellem Boden wälzen. Wenn unzählige Menschen von weit entfernt durch Kameras und Feldstecher zuschauen, wie sich diese unter Schnaufen gegenseitig vor- und zurückschieben – dann ist man entweder an einem sonnigen Sonntag in unserer Lewa-Savanne und beobachtet Nashörner, oder man ist an einem Schwingfest.
Ende August hatte ich das grosse Privileg und war am ESAF eingeladen. Es war eine eindrückliche Erfahrung, diesen für mich neuen Sport, und das gesamte Drumherum, kennenlernen zu dürfen. Glücklicherweise sassen bei mir ausnahmslos Personen, die etwas vom Schwingen verstanden und mich darauf aufmerksam machten, welchem der sieben parallel stattfindenden Kämpfe ich folgen sollte. Die Kraft und Geschicklichkeit der Schwinger, die Begeisterung der Massen – es war beeindruckend.
Neben dem Sport haben mir die Organisation und die Infrastruktur imponiert. Diese riesige Arena und Zeltstadt aus dem Nichts aufzubauen, bedarf jahrelanger Planung und ein hervorragendes Team. Und selbst dann ist es ein Hosenlupf. Am meisten haben mich die Gäste am ESAF beeindruckt – und: Sie haben mich an unsere Zoogäste erinnert.
Zugegebenermassen sind unsere Besucherinnen und Besucher eher junge Familien mit Kindern, während man am ESAF vorwiegend Herrentruppen ohne Kinder vorfand. Was sie aber gemeinsam haben, ist die enorm hohe Selbstdisziplin, die gewisse Dinge erst möglich machen. Beim ESAF führt dies dazu, dass bei 40’000 Gästen in der Arena, und weiteren Tausenden in der Zeltstadt um die Arena, keine Sicherheitskontrollen notwendig waren, keine Metalldetektoren zum Einsatz kamen und kein grosses Security-Aufgebot vorhanden sein musste. Unvorstellbar bei einer Veranstaltung ähnlicher Grössenordnung in England oder Deutschland.
Auch gibt es zwischen den Gästen und der Arena keine geschlossene Reihe an Sicherheitsleuten. Nur ein Seil trennt das Publikum vom Ring. Und selbst als am Sonntagnachmittag die Sonne brannte, und nach dem einen oder anderen Bier diverse Gäste mit freiem Oberkörper dem Spektakel folgten (das erinnerte mich dann zugegebenermassen doch an England), hielt man sich an die Regeln. Ein durstiger Fan wartete minutenlang am Seil, um einen vorbeieilenden Offiziellen zu fragen, ob er an dem wenige Meter entfernten Brunnen seine Flasche auffüllen durfte. Diese Disziplin macht vieles einfacher und vieles möglich. Am ESAF sowie bei uns.
Auch bei uns im Masoala-Regenwald (und anderen Orten im Zoo) sind es nur dünne Seile, die den Gästen signalisieren, dass auf der anderen Seite der Lebensraum der Tiere beginnt. Hohe Zäune, Mauern oder tiefe Gräben sind nicht nötig. Dadurch können wir unsere Gäste so tief in den Lebensraum mitnehmen und so nah an unsere Tiere heranlassen. Dies vermittelt das Gefühl, mittendrin zu stehen, und macht das Erlebte noch eindrücklicher.
Wenn wir es schaffen, bei unseren Gästen durch diese Nähe eine Verbundenheit zur Natur herzustellen, ein Bedürfnis zu wecken, dass dieser Lebensraum erhalten bleiben soll, dann haben wir ein wichtiges Ziel erreicht.