Wirtschafts-Briefing von Nicola Imfeld über den Black Friday
Schluss mit dem Überkonsum

Am Black Friday frönen wir dem Konsum. Zeit für eine Selbstreflexion: Wir sollten alle etwas mehr wie seine Arbeitskollegin Sarah sein, sagt Blick-Wirtschaftsredaktor Nicola Imfeld.
Publiziert: 25.11.2022 um 10:11 Uhr
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Am Black Friday drehen nicht nur die Amerikaner durch.
Foto: AP
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Heute ist Black Friday. Ein Traum für alle Schnäppchenjäger. Mir ist der Tag ein Graus. Ich habe genau einmal gesündigt. Ein iPad für 199 Dollar – in Amerika gekauft. Das Tablet benutze ich schon lange nicht mehr.

Nein, ich bin alles andere als ein Unschuldslamm. Alle zwei Jahre das neue iPhone, im Sommer und Winter neue Kleider. Bei meinem Umzug Anfang Jahr habe ich mir vorgenommen: Für jedes neue Kleidungsstück müssen fortan zwei weg. Ich habe mich nicht daran gehalten.

Wenn das nicht als Beweis genügt: Ich besitze vier (!) Schnellladekabel von Apple. Einfach, weil ich zu bequem bin, das Kabel zwischen den verschiedenen Taschen hin und her zu wechseln. Dieser Lifestyle schlägt auf die persönlichen Finanzen.

Und ist schlecht für die Umwelt. Alleine die weltweiten Online-Retouren pro Jahr erzeugen 238'000 Tonnen CO₂. 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel jährlich werden zurückgeschickt. Nicht zu vergessen sind auch die oft menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den Ländern, in denen Smartphones oder Kleider hergestellt werden.

Eigentlich geht es auch anders. Der lebende Beweis sitzt direkt neben mir. Meine Kollegin Sarah Frattaroli erscheint tagtäglich in getragenen Kleidern. Sie kauft entweder in Second-Hand-Läden ein. Oder sie übernimmt unliebsam gewordene Kleidungsstücke von Freundinnen.

Und ich muss neidlos anerkennen: Sie legt mehr Stilbewusstsein an den Tag als ich mit meinen unzähligen Kleidungsstücken.

Doch diese Woche der Schock. Sarah erzählt mir von ihren Wochenendplänen: ein Trip in die Shopping-Metropole Mailand. Ist jetzt auch sie dem Black-Friday-Wahnsinn erlegen?

Sarah wiegelt ab. Zwei oder drei Kleidungsstücke werde sie kaufen. Eine Ausnahme. Wenn ihre Freundinnen dann stundenlang weiter shoppen, gehe sie in den Apéro. Und wird die neu erworbenen Kleidungsstücke ihrer Freundinnen bestaunen – die irgendwann vielleicht in ihrem Schrank landen werden?

Wir müssen nicht alle wie Sarah werden. Aber bewussteren Konsum würde unserem Portemonnaie, der Umwelt und dem Platz im Kleiderschrank guttun. Vielleicht ein erster guter Vorsatz fürs neue Jahr?

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