Ich bewundere Elon Musk. Und gehöre damit auf der Blick-Redaktion, wie auch privat, mutmasslich zur Minderheit. Musk gut finden, das ist aus der Mode gekommen.
In der Schweiz zieht man über den Tesla-Gründer gerne her. Dieser denke viel zu gross, sei total abgehoben. Die Erde verlassen? Was ein Quatsch! Und letztlich gehe es diesem Musk ja sowieso nur ums liebe Geld.
Am Donnerstagabend hat Musk für 44 Milliarden Franken den Kurznachrichtendienst Twitter gekauft. Das ist die soziale Plattform, die vorderhand bei Politikern, Aktivisten, Journalisten und allen anderen, die sich noch wichtig nehmen, beliebt ist.
Musk behauptet in seinem Statement, es gehe ihm eben nicht ums Geld. Sondern um die «Menschenliebe». Mag sein. Oder auch nicht.
Mit Sicherheit die Wahrheit sagt er ganz zu Beginn seines Statements: «Derzeit besteht die grosse Gefahr, dass sich die sozialen Medien in rechtsextreme und linksextreme Echokammern aufspalten, die noch mehr Hass schüren und unsere Gesellschaft spalten.»
Ein Trend, den zahlreiche Studien über die letzten Jahre erfasst haben. Wer es nicht glaubt, soll sich eine Woche auf Twitter anmelden. Das reicht bereits aus, um das Gefühl zu entwickeln, die Welt sei nur noch schwarz-weiss.
Musk wird als Twitter-Chef nun Donald Trump den roten Teppich für eine Rückkehr ausrollen. Auch das ist richtig.
Trump war ein äusserst schlechter Präsident, den ich als USA-Korrespondent für die Blick-Gruppe drei Jahre begleiten durfte. Doch seine Sperre nach dem Sturm aufs Kapitol vom 6. Januar 2021 war trotzdem ein grosser Fehler des damaligen Twitter-Chefs Jack Dorsey.
Er knickte nach einigen Tagen unter dem öffentlichen Druck ein. Das war schlecht für sein Business, und schlecht für die amerikanische Demokratie.
Trump informierte und radikalisierte seine Anhänger weiterhin – einfach nicht mehr im Scheinwerferlicht des blauen Vogels. Bis heute ist der Ex-Präsident die mit Abstand wichtigste Figur der republikanischen Partei. Und er hat 2024 beste Chancen, ins Weisse Haus zurückzukehren.
Elon Musk hat wohl nicht nur hehre Absichten. Er sieht das Business, und Trump ist ein Teil davon. Aus demokratischer Sicht ist seine Rückkehr wünschenswert. Eine Zensur kann keine Lösung sein.
Die amerikanische Demokratie muss einen Donald Trump – der 2016 übrigens vom Volk demokratisch gewählt wurde – aushalten können. Genauso wie einen Elon Musk. Sonst ist sie nichts wert.