Alle Macht dem Musk! Der rund 265 Milliarden Dollar schwere Elon Musk (51) hat am Donnerstag Twitter gekauft. Auf seinem Profil fand sich schon seit Donnerstag die Beschreibung «Chief Twit». Die Bezeichnung hat gleich zwei Bedeutungen. Entweder «Chef von Twitter» oder auch «Obertrottel».
Nicht das erste Mal, dass der Milliardär mit Doppeldeutigkeiten spielt. Auf Twitter teilte er am Mittwoch ein Video, auf dem zu sehen ist, wie er mit einem Waschbecken in die Twitter-Zentrale in San Francisco stolziert. Dazu schreibt er: «Let that sink in.» Musk spielt mit dem Wort «sink», das im Englischen für «Waschbecken» steht. Sein Kommentar heisst aber doppeldeutig: «Lasst das auf euch wirken.»
Mit dem Twitter-Deal würde Musk, der in Südafrika in einer ziemlich verrückten Familie aufwuchs, sein Imperium weiter ausbauen. Zurzeit herrscht der reichste Mensch der Welt unter anderem über das Raumfahrtunternehmen SpaceX, den E-Auto-Hersteller Tesla, den Bezahldienst PayPal und auch über das Satellitensystem Starlink.
Musk bot Hilfe im Ukraine-Krieg an
Der Mann, der Bürger von Südafrika, Kanada und den USA ist, geniesst diese Macht. Staatliche Betriebe wie die Nasa klopfen bei ihm an, weil er ihnen in der Forschung oft voraus ist.
Doch ist so viel Macht in der Hand einer einzelnen, eigenwilligen Privatperson auch gefährlich. Das zeigt sich zum Beispiel beim Krieg in der Ukraine. Zu Beginn der russischen Invasion bot Musk den Ukrainern mit seinen über 3000 kleinen Starlink-Satelliten gratis Internetzugang an. Das System ist auch für die Erfolge der ukrainischen Armee von grosser Wichtigkeit.
Vor Kurzem allerdings schockierte er die Ukrainer mit der Ankündigung, das Internetangebot nicht mehr weiter zu finanzieren. Erst nach grosser Entrüstung lenkte er ein und zeigte sich bereit, das System aufrecht zu halten. Dan Ives, Analyst bei der US-Investfirma Wedbush Securities, sagt gegenüber dem ZDF: «Musk macht in der Ukraine Verluste, doch letztendlich profitiert Musk, weil es die Bedeutung und Stabilität von Starlink unter Beweis stellt.»
Bizarre Abstimmung via Twitter
Das Spiel mit Starlink macht Musk zu einer Schlüsselfigur im Ukraine-Krieg. Es wundert daher nicht, dass der Selbstdarsteller auch in die Politik eingreift und den Russen und Ukrainern einen Friedensplan vorschlug.
Der Inhalt: Die Wahlen in den annektierten Gebieten sollen unter UNO-Aufsicht wiederholt werden. Die Krim soll als Teil Russlands anerkannt werden, die Russen sollen sich aus den übrigen Gebieten zurückziehen, die Ukraine bleibt neutral.
Über seinen Vorschlag liess er auf Twitter abstimmen, was bei den Ukrainern – allen voran Präsident Wolodimir Selenski (44) – grosse Empörung auslöste.
Verhilft er Trump zum Comeback?
Musks Aussagen und Handlungen zeigen, wie viel Macht er besitzt und dass er sogar den Verlauf eines Krieges beeinflussen kann. Aus diesem Grund sollen laut dem Nachrichtenportal Bloomberg US-Politiker hinterfragen, wie weit eine Privatperson über kritische Infrastruktur verfügen kann.
Die Biden-Administration berät offenbar zurzeit darüber, ob der Betrieb von Starlink und andere Geschäftszweige von Musk nationalen Sicherheitsprüfungen unterzogen werden sollen.
Auch das Übernahmeangebot von Twitter steht in der Kritik. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Biden-Administration interveniert und den Kauf noch vereitelt, weil Musk den 44-Milliarden-Deal mit Geldern aus Saudi-Arabien und eines chinesischstämmigen Milliardärs finanziert.
Vielleicht ist es aber auch, weil Musk angekündigt hat, das gesperrte Twitter-Konto von Ex-US-Präsident Donald Trump (76) wieder freizuschalten. Denn wenn Trump seine Parolen wieder wie gewohnt auf Twitter veröffentlichen kann, könnte dies den anstehenden Präsidentschafts-Wahlkampf entscheidend beeinflussen und Musk mit seinen Milliarden zum Königsmacher werden.