Es kommt oft vor, dass derjenige Partner, der verlassen wurde, sich als Opfer eines schrecklichen Verbrechens stilisiert – manchmal bis zum Ende des Lebens. Es ist auch nicht selten, dass die gemeinsamen Kinder sich mit dem entsprechenden Elternteil solidarisieren und den anderen ausgrenzen.
Mit einer Trennung zu hadern, ist nur menschlich, und eine Weile lang wütend, traurig und verletzt zu sein, ist sogar gesund – diese Gefühle brauchen Raum. Sie dürfen aber nicht dermassen ausufern, dass sie die Kinder tangieren, und niemals dürfen sich diese genötigt fühlen, Partei zu ergreifen.
Ihr Ex-Mann hätte in den vergangenen sechs Jahren tausendfach Gelegenheit gehabt, entsprechende Regungen Ihrer Töchter zu korrigieren. Er hatte auch
mehr als genug Zeit, sich Hilfe zu holen bei einer therapeutischen Fachperson, um seinen verletzten Stolz in den Griff zu bekommen. Stattdessen gefällt er sich offenbar so sehr in der Opferrolle, dass er schamlos die eigenen Kinder dafür einspannt.
Gegen solche Leute ist leider kein Kraut gewachsen. Sie nehmen jeden Preis in Kauf, um ihr armes kleines Ego zu erhöhen – wie Sie sehen, ist Ihrem Ex-Mann nicht einmal der Bruch zwischen Ihnen und Ihrer älteren Tochter zu viel. Im Gegenteil, er wird ihn als gerechte Strafe für Ihre schauerliche Untat ansehen, sich von ihm getrennt zu haben.
Dagegen können Sie leider nichts tun. Sie können nur um Ihr eigenes Glück besorgt sein, Ihren Töchtern immer wieder die Hand reichen und darauf warten, dass sie erwachsen werden und sich eine eigene, unabhängige Meinung bilden. Eines Tages werden sie erkennen, dass ihr Vater ein rachsüchtiger, manipulativer Schwächling ist, der es zugelassen und auch befördert hat, dass sie ihre eigene Mutter ablehnen. Das ist kein Trost. Aber eine Richtigstellung.