Reizwäsche ist schon allein des Begriffs wegen problematisch: Sie soll reizen. Und zwar nicht die Trägerin, sondern einzig den Mann, der in den Genuss des Anblicks kommt – und seinerseits von entsprechenden Pflichten ja sinnigerweise befreit ist: Die Frau muss sich in unbequeme Unterwäsche hineinquälen, um dem Mann zu gefallen, und er darf in seinen alten Jeans dasitzen und sie anlechzen. Das ist in der Tat sexistisch, weil es eine fragwürdige Rollenverteilung vornimmt und dadurch ein massives Gefälle erzeugt. Die Sachlage wäre eine ganz andere, wenn das Thema Lingerie auch Ihnen Spass machen und auch von Ihnen ausgehen würde. Aber so ist es reine Erpressung, perfid als «Geschenk» getarnt: Ihr Partner legt Ihnen ein Kleidungsstück vor und leitet aus dieser Geste das wunderliche Recht ab, gekränkt zu sein, wenn Sie sich nicht seinem Willen fügen. Schwierig.
Allerdings hat er sich das alles vermutlich gar nicht so genau überlegt, sondern er ist einfach ein junger Mann, der auf Sie steht und, wie alle jungen und nicht mehr ganz jungen Männer, anfällig ist für sexistische Produkte und Fantasien. Man – hier tatsächlich: der Mann – muss sich erst bewusst machen, dass Frauen gleichberechtigte Wesen sind und keine Sexdienerinnen, und dass man sexuelle Wünsche zwar äussern, aber nicht einfordern darf. Leider kommen Kerle von allein selten auf solche Erkenntnisse, weswegen Sie Ihrem Partner die Sache noch einmal genau erklären sollten. «Ich finde es sexistisch» reicht leider nicht. Warum finden Sie das? Was stört Sie genau? Wie wollen Sie von ihm gesehen werden und wie eben nicht? Kapiert er es dann immer noch nicht, sollten Sie die Beziehung zügig beenden. Dann ist er ein jämmerlicher kleiner Macho, und solche Männer darf man nicht mit weiblicher Gesellschaft belohnen.