Tja, das ist leider das Problem mit Freunden: Anfangs sind sie total begeistert, einen neuen Menschen kennenzulernen, glauben aber nach drei Bier, dies vollumfänglich erledigt zu haben. Ihre Aufmerksamkeit ist danach nur noch zu gewinnen, wenn man eine neue Bett- bzw. Trennungsgeschichte zu rapportieren hat. Allerdings führt das, wie Sie sehen, ziemlich bald zu einer weiteren Kategorisierung: Sie sind der, bei dem es immer schiefläuft. Wieso soll man nun Ihnen Glauben schenken oder überhaupt zuhören, weil Sie auf einmal etwas anderes erzählen? Man kennt Sie doch längst!
Es ist zwar menschlich, seine Umwelt zu gliedern und zu strukturieren. Sie ist oft sehr chaotisch, und mit sich selbst hat man schliesslich auch genug zu tun. Dass man seinen Mitmenschen nicht jedes Mal mit jener Neugierde begegnet, als träfe man sie zum ersten Mal, liegt in der Natur der Sache – zumal Überraschungen im humanen Betrieb tatsächlich eher selten sind.
Allerdings geht es hier nicht nur um die Verweigerung von Interesse, sondern auch um die Verweigerung von Mitfreude, wie man das Gegenteil von Mitleid vielleicht nennen könnte. Es mag ja sein, dass Sie mit mehreren Frauen etwas Ähnliches erlebt haben, aber offenbar sind Sie daran gereift und konnten aufgrund dessen eine andere, klügere Partnerwahl treffen.
Das ist ein toller Prozess, zu dem Sie zu beglückwünschen sind, und wenn Ihre Freunde dazu nicht bereit sind, weil sie nicht bereit sind, Ihre Entwicklung zu erkennen und zu würdigen, dann sind es keine Freunde, sondern das, was man auf Englisch «bystanders» nennt: Leute, die zufällig in Ihrem Leben herumstehen.
Vielleicht hatten Sie ja nicht nur mit Frauen Pech, sondern überhaupt mit Menschen? Und vielleicht sollten Sie die neue Art der Partnerwahl im weiteren Sinne anwenden?