Kolumne «Meine Generation» über kalte Jahreszeiten
The winter takes it all

Der Sommer ist vorbei, es war ein schöner Sommer – umso härter sind die Aussichten auf den Winter. Der Herbst hat schon mal mehrere Schrecken gebracht. Kann man da cool bleiben?
Publiziert: 23.09.2022 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2022 um 17:47 Uhr
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Noa DibbaseyKolumnistin

Auch wenn sich die Schweiz vor einem Abstimmungssonntag in kaum etwas einig ist: Dass der Sommer, tragischerweise, vorbei ist, daran zweifelt niemand. Für Menschen wie mich, die einen Berg nur auf dem Hosenboden oder im besten Fall im Stemmbogen (heute «Pizza» genannt) bezwingen können, beginnt also die Hälfte des Jahres, die überhaupt keinen Spass macht. Sogar Weihnachten ist zu einem so grossen Marketing- und Konsumspektakel mutiert, dass das Fest mehr Stress als Liebe hervorruft. Oder vielleicht bin ich auch einfach zu alt für Weihnachten.

Die kalten Jahreszeiten werden trist. Der Herbst wurde ja gleich mit einem unglaublichen Schrecken eingeläutet: Die Queen ist gestorben – und in Grossbritannien denken nur wenige daran, die verrückte (und verrückt teure) Institution Monarchie endlich zu hinterfragen.

Es lauert Gfürchiges

Dann ein zweiter Schock: Unser eigener King, Roger Federer, tritt ab. Er schuftete sich jahrelang auf dem Tennisplatz ab. Der gute Herr bestritt seine erste von vielen ATP-Touren 1998 – da war ich noch nicht mal auf der Welt. Gönnen wir ihm seinen wohlverdienten Ruhestand. Der gebührt übrigens auch den Frauen in diesem Land, also Finger weg vom Rentenalter.

Doch nicht nur die Abstimmungsresultate lauern gfürchig in naher Zukunft, sondern auch die drohende Energiekrise. Die verspricht: Die kalten Jahreszeiten werden nicht nur trist, sie werden auch echt kalt.

Unis schliessen, um Strom zu sparen?

Letztens flatterte ein Brief von der Vermietung rein: Die Stromrechnung werde diesen Winter massiv teurer, ob wir schon im Voraus mehr einzahlen möchten. Meine WG heizt seither nicht mehr. In Deutschland wird darüber diskutiert, im Winter die Unis zu schliessen, um Strom zu sparen. Dabei wäre das dann doch der einzige Ort, wo es Studierende noch warm haben würden. Ich finde es ja super, dass die Energieknappheit mehr Effizienz in Sachen Stromgebrauch hervorbringt – aber müssen wirklich wir Jungen wieder im Speziellen darunter leiden?

Mit diesen vielen schlechten Omen und Aussichten dürfte der Winter hart werden. Gerade nach einem Sommer, in dem es gefühlt keinen Morgen gab – man musste schliesslich die verlorenen beiden Festivalsommer nachholen. Apropos, vielleicht plant ja Corona auch diesen Winter ein Comeback.

In Omas warmer Stube

Hoffen wir darauf, dass man sich diesen Winter weiterhin treffen kann. Denn im Winter reduzieren sich die sozialen Kontakte zwangsläufig, und in meinem Umfeld sinkt die mentale Gesundheit. Darum: Laden Sie Ihre Kinder oder Enkel doch mal zum Essen ein. Ausserdem sind die bestimmt dankbar, mal wieder in einer warmen Stube zu hocken.

Noa Dibbasey (21) studiert an der Universität Bern Sozialwissenschaften. Sie schreibt jeden zweiten Freitag im Blick.

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