Gibt es in unserer Partnerschaft ein Problem, neigen wir dazu, unsere Partnerin oder unseren Partner als dessen Ursache festzustellen. Tatsächlich aber sind Beziehungsprobleme etwas, das durch die Beziehung überhaupt entsteht – und zu dem folglich beide beitragen. Ihre Situation wäre ganz anders, wäre Ihr Verhalten ein anderes. Denn offenbar setzen Sie Ihr Bedürfnis, auch mal etwas ohne Ihre Freundin zu unternehmen, nicht durch.
Um hier weiterzukommen, ist ein Blick auf Ihre Motive erforderlich. Ihre Partnerin ist offenbar von grosser Unsicherheit geplagt und in der Folge von Verlassensängsten. Die Ursache dafür wird in ihrer Kindheit zu suchen sein – ebenso wie Ihre eigene Kindheit Sie daran gehindert hat, die Fähigkeit zu entwickeln, für Ihre Wünsche einzustehen.
Während Ihre Freundin also fürchtet, Sie nur richtig an sich binden zu können, wenn Sie auf alle anderen näheren Beziehungen verzichten, scheinen Sie zu fürchten, ihr seelischen Schaden zuzufügen, wenn Sie ihr nicht permanent beweisen, dass sie das Wichtigste ist in Ihrem Leben.
Andere Menschen zu treffen, ist aber keine Entscheidung gegen Ihre Freundin, sondern eine für Sie selbst, und genau so müssen Sie ihr das vermitteln. Fragen Sie: Hast du lieber einen Partner, der zwar nonstop mit dir zusammen ist, aber mit latentem Widerwillen, oder einen, der zwar auch mal was mit anderen unternimmt, aber unsere gemeinsame Zeit mit Überzeugung geniesst?
Fragen Sie auch: Woher rührt deine Angst, mir nicht zu genügen? Und erzählen Sie ihr von Ihrer eigenen Angst, unangenehm aufzufallen, wenn Sie Ihre Meinung und Wünsche klar äussern. Darüber sprechen Sie am besten im Beisein einer neutralen Fachperson. Über die vermurkste Kindheit zu sprechen und zu merken, was für einen Murks man dadurch selber fabriziert, ist nicht ohne.