Claude Cueni über Disneys Aktivismus
Merry Christmas, «Woke Disney»

Die altbekannten Charaktere wechseln in den Disney-Neuverfilmungen ihrer Geschichten, die Hautfarbe, das Geschlecht oder haben plötzlich eine Behinderung. Das missfällt dem Publikum und wirkt sich auf den Aktienkurs aus. Claude Cueni erklärt.
Publiziert: 22.12.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2023 um 21:48 Uhr
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Disney feiert sein 100-jähriges Jubiläum, doch Grund zu feiern gibt es nicht wirklich.
Foto: VCG via Getty Images
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Claude CueniSchriftsteller

In diesem Jahr feiert der Walt-Disney-Konzern sein 100-Jahr-Jubiläum. Hat er Grund zum Feiern? Der Aktienkurs fiel in den letzten zwei Jahren um über 39 Prozent. Zu allem Übel entzog Florida dem Freizeitpark Disney World auch noch die Sonderrechte und nächstes Jahr läuft der Patentschutz für den Ur-Mickey-Mouse (ohne Hut und Handschuhe) aus dem Jahre 1928 aus. Die Aktionäre sind not amused.

Es war gut gemeint, als der Konzern die süsse Minnie zum Herrenschneider schickte und Schneewittchen ins Solarium. Bei den sieben Zwergen diskutiert man wahrscheinlich noch eine Hormontherapie, auf jeden Fall könnten in Zukunft zwei schwul, einer trans und einer behindert sein. Und alle schön bunt. Das wären dann mindestens 48 Zwerge.

Es bleibt das Geheimnis der Marketingabteilung, wieso sie nicht einfach neue Storys mit woken Charakteren kreiert. Das hätte niemanden gestört. War also der missionarische Eifer stärker als die Marktforschung? Praktisch alle Online-Umfragen zeigen, dass sowohl Mickey Mouse als auch das Publikum Indoktrination ablehnen. Man bezahlt für Unterhaltung, nicht für Belehrung.

Man muss schon besessen sein, um derart am Markt vorbeizuproduzieren. Eine alte Regel lautet nämlich: Wer die Masse erreichen will, sollte sich nicht politisch äussern. Jeder Facebook-Nutzer kann ein Lied davon singen. Auch Anheuser-Busch, Adidas und viele andere.

Nun musste Disney ausgerechnet im Jubiläumsjahr der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC melden, dass sie Fehler in der politischen Ausrichtung gemacht hat: «Wir sind Risiken im Zusammenhang mit einer Fehlanpassung an den Geschmack und die Vorlieben der Öffentlichkeit und der Verbraucher in den Bereichen Unterhaltung, Reisen und Konsumgüter ausgesetzt, die sich auf die Nachfrage nach unseren Unterhaltungsangeboten und -produkten sowie auf die Rentabilität aller unserer Unternehmen auswirken.»

Walt Disney diskutiert diese Woche einen Zusammenschluss mit Reliance Industries, dem grössten Privatunternehmen Indiens. Doch mit Blackwashing dürfte Disney dort Probleme haben, denn über 65 Prozent der Asiatinnen benutzen Hautaufheller. Wird dann die Doku über Nelson Mandela mit einem weissen Schauspieler besetzt?

Merry Christmas, «Woke Disney».

Claude Cueni (67) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Mit dieser Kolumne verabschiedet sich Cueni nach sechs Jahren als Kolumnist.

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