Claude Cueni über das Gangsterpaar aus Texas
Bonnie und Clyde

Bonnie und Clyde haben mitleidlos geraubt und gemordet, trotzdem waren sie für ihre Liebe berühmt. Kolumnist Claude Cueni über das Paar, das 14 Menschen tötete.
Publiziert: 14.04.2023 um 06:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2023 um 08:59 Uhr
Bonnie Parker und Clyde Barrow posieren im März 1933 vor ihrem gestohlenen Ford Fordor.
Foto: imago images/Everett Collection
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Claude CueniSchriftsteller

Kaum hatte die Texanerin Bonnie Parker (1910–1934) ihren Schulfreund geheiratet, sass der wegen Mordes für fünf Jahre im Gefängnis. Bonnie war 19 und glaubte, sie hätte Besseres verdient: zum Beispiel Clyde Barrow. Es war erneut Liebe auf den ersten Blick. Doch auch Clyde landete hinter Gittern. Es war die Zeit der grossen Depression, ausgelöst durch den Börsencrash von 1929. Die Leute verloren ihre Jobs, verarmten, die Inflation stieg und so auch die Kriminalität. Bonnie verhalf ihrem Lover mit einer ins Gefängnis geschmuggelten Waffe zur Flucht. Fortan flohen sie in gestohlenen Autos durch den Mittleren Westen der USA, überfielen Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen und raubten die verhassten Banken aus, die viele für die Wirtschaftskrise verantwortlich machten. Da das Paar in verschiedenen US-Bundesstaaten Straftaten beging, wurden sie ein Fall für das FBI, aber auch ein Fall für die Medien. Wie so oft, wenn Kriminelle die Polizei narren und dies mit ironischen Kommentaren den Medien stecken, entsteht so was wie eine «Medienpartnerschaft», die den Narzissmus der einen und den Wunsch der anderen nach mehr Auflage befriedigt.

Als Bonnie und Clyde auf einer ihrer überhasteten Fluchten ihren Fotoapparat vergassen, gingen die Bilder durch die Presse und machten die mit Waffen posierenden Outlaws über Nacht zu Celebritys. Sie fanden Gefallen an ihrem plötzlichen Ruhm als «Robin Hood». Bonnie schickte Gedichte an die Presse («Wir müssen stehlen, um zu essen»), Clyde bedankte sich bei Henry Ford für den gestohlenen Achtzylinder Fordor, weil er damit jedes Polizeiauto abhängte. Am 23. Mai 1934 geriet das Paar in einen Hinterhalt und wurde von 167 Kugeln durchsiebt. Über 20'000 nahmen an der Beerdigung teil. Den grössten Kranz spendeten die Zeitungsverkäufer.

Obwohl Bonnie und Clyde 14 Menschen ermordet hatten, erhielt ihre Popularität erst einen Dämpfer, als eine Zeitung eine trauernde Polizistenwitwe am Grab ihres erschossenen Mannes zeigte. Vielen wurde erst jetzt klar, dass ein Robin Hood der 1930er-Jahre keinem Tankwart in den Kopf geschossen hätte wegen einer Tankfüllung von vier Dollar.

Überlebt haben «Bonnie & Clyde» als Synonym für ein verschworenes Liebespaar.

Claude Cueni (67) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im Blick. Zuletzt erschien sein Thriller «Dirty Talking».

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