BLICK auf die USA: US-Korrespondent Nicola Imfeld über vier Jahre Donald Trump
Nie wieder!

Jede Woche schreibt USA-Korrespondent Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute geht es um die vier Jahren von Donald Trump im Weissen Haus.
Publiziert: 19.01.2021 um 21:11 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2021 um 08:05 Uhr
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Nicola Imfeld, USA-Korrespondent der Blick-Gruppe
Foto: Zvg
Nicola Imfeld aus Washington D.C. (USA)

Endlich! Mit der Amtseinführung von Joe Biden (78) heute in Washington (18 Uhr MESZ) geht Donald Trumps (74) Präsidentschaft zu Ende. Die grosse Mehrheit der Amerikaner wird erleichtert aufatmen.

Zuletzt war oft die Rede von den 74 Millionen Trump-Wählern – eine tatsächlich überraschend hohe Zahl nach all den Skandalen des Präsidenten. Man debattiert zu Recht über das gespaltene Land und die Probleme, die auf Amerika weiterhin zukommen werden. Doch dabei darf die andere Seite nicht untergehen, denn: Trump wurde am Ende deutlich abgelehnt.

Über 81 Millionen Amerikaner haben Joe Biden gewählt. Noch nie in der US-Geschichte hat ein Kandidat so viele Stimmen erhalten wie der Demokrat. Nicht etwa, weil Biden eine Euphorie im Land ausgelöst hätte. Die Wahl war vielmehr ein Votum gegen den unbeliebten Präsidenten Trump.

Trump ist der erste US-Präsident seit 28 Jahren, der nach nur einer Amtszeit das Weisse Haus verlassen muss. Und er ist in seinen letzten Tagen auch historisch unbeliebt: Nur noch 29 Prozent der Amerikaner halten ihm laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts «Pew» die Stange. Lediglich Richard Nixon (1913–1994), der 1974 im Zuge der Watergate-Affäre zurücktreten musste, war in der Neuzeit noch unbeliebter!

Die Amerikaner haben im November mit grosser Mehrheit gesagt: Nie wieder!

  • Nie wieder ein US-Präsident, der die demokratischen Verbündeten im Westen schlechter behandelt als die skrupellosen Diktatoren aus Nordkorea und Russland.

  • Nie wieder ein US-Präsident, der Kinder an der mexikanischen Grenze absichtlich von den Eltern trennt, die Minderjährigen in Käfige einsperrt und es auch zwei Jahre später noch nicht geschafft hat, sämtliche Familien wieder zu vereinen.

  • Nie wieder ein US-Präsident, der fremdenfeindlich motivierte Einreisesperren gegen muslimisch geprägte Länder verhängt.

  • Nie wieder ein US-Präsident, der eine friedliche Demonstration gegen Rassismus vor dem Weissen Haus gewaltsam auflösen lässt, damit er zur gegenüberliegenden Kirche spazieren und eine Bibel (verkehrt herum) in die Kameras halten kann.

  • Nie wieder ein US-Präsident, der den Klimawandel leugnet.

  • Nie wieder ein US-Präsident, der eine demokratische Wahl nicht respektiert und selbst dann noch um jeden Preis an der Macht bleiben will, nachdem sämtliche Einsprachen vor Gericht abgeschmettert wurden.

  • Nie wieder ein US-Präsident, der kritische Medienschaffende in diktatorischer Manier regelmässig als «Feinde des Volkes» bezeichnet, aber gleichzeitig den saudi-arabischen Kronprinzen in Schutz nimmt, nachdem dieser mutmasslich einen Journalisten der «Washington Post» ermorden liess.

  • Nie wieder einen US-Präsidenten, der nicht nach bestem Wissen und Gewissen regiert, sondern seinen persönlichen Erfolg über das Wohl des eigenen Landes stellt.

In der Schweiz mag man den USA für Trumps Wahl 2016 und die anhaltende Unterstützung viel Unverständnis entgegenbringen. Aber vergessen wir nicht: Die grosse Mehrheit der Amerikaner hat nach vier Jahren Trump gesagt: Nie wieder!

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