BLICK auf die USA: US-Korrespondent Nicola Imfeld über die beispielhafte «Operation Warp Speed» der Trump-Regierung
Impfstoff-Wunderland

Jede Woche schreibt USA-Korrespondent Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute geht es um die Operation Warp Speed – das beispielhafte Impfstoff-Programm der Trump-Regierung.
Publiziert: 18.12.2020 um 02:42 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2021 um 19:19 Uhr
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Nicola Imfeld, USA-Korrespondent der Blick-Gruppe.
Foto: Zvg
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Amerika gibt in dieser Pandemie ein ganz mieses Bild ab. Zu keinem Zeitpunkt hat man die Kontrolle über die Ausbreitung des Coronavirus gehabt – ganz anders als in der Schweiz oder Europa. US-Präsident Donald Trump (74) höchstpersönlich hat die Gefahren monatelang heruntergespielt und nimmt die Pandemie bis heute nicht ernst.

Die Folge? Die Vereinigten Staaten gehören zu den am stärksten betroffenen Länder – über 300'000 Menschen hat das Virus bislang dahingerafft. Pro Tag steigt die Opferanzahl mittlerweile um 3000 (!) Menschen an.

Gleichzeitig haben Millionen von Amerikanern ihren Job und dadurch oft auch ihre Krankenkasse verloren. Insgesamt acht Millionen Menschen sind seit März unter die Armutsgrenze gerutscht. Konkret: Heute leiden so viele Amerikaner wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr an Hunger.

Und Hilfe? Der Kongress in Washington bleibt seit dem Billionen-Hilfspaket im Frühling untätig. Im People's House zoffen sich die Parteien seit Monaten, ohne den «People», die sie ja eigentlich repräsentieren, zu helfen.

Impfstoff in allen 50 Bundesstaaten

Jetzt aber gibt es endlich etwas Positives im Zusammenhang mit der Pandemie aus Amerika zu berichten: Der Impfstoff ist nicht nur da, es wird auch bereits gepikst – und das landesweit im Sekundentakt! Krankenschwester Sandra Lindsay war am Montag die erste Amerikanerin, die den Covid-19-Impfstoff erhielt.

Noch gleichentags wurden Millionen Dosen in alle Landesteile transportiert. So hatten bereits am Dienstag sämtliche 50 Bundesstaaten Zugang zum erhofften Wundermittel. Der Impf-Marathon läuft seither auf Hochtouren – währenddessen wartet man in fast allen anderen Ländern, inklusive der Schweiz, noch auf die Genehmigung oder Lieferung.

Projekt der Trump-Regierung: ein Erfolg

Die Operation Warp Speed der Trump-Regierung ist beispielhaft. Man hat bislang über 18 Milliarden Dollar in mehrere Impfstoff-Kandidaten investiert. Das anfängliche Ziel, Ende Jahr mit Impfungen zu beginnen, wurde dank einem unbürokratischen Prozess erreicht. Die allermeisten Wissenschaflter, inklusive dem in Amerika hoch angesehenen Anthony Fauci (79), haben diese historische schnelle Impfstoff-Entwicklung innert neun Monaten als unrealistisch angesehen.

Ob das Projekt nun sein zweites Ziel – 300 Millionen Impfdosen bis im Januar – noch erreichen kann, ist zwar fraglich. Doch Experten, Medien und Politiker beider Parteien sind sich einig: Operation Warp Speed ist ein Erfolg!

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Kluge Impfstoff-Anlagestrategie

Auch der jetzt zugelassene Impfstoff ist eine amerikanische Erfolgsgeschichte – wenn auch mit deutscher Hilfe. Das Produkt wurde vom New Yorker Pharmaunternehmen Pfizer in Zusammenarbeit mit Biontech aus Mainz entwickelt. Die USA haben sich in einem ersten Schritt 100 Millionen Dosen davon gesichert. Weil es zwei Impfungen pro Person benötigt, reicht das bislang für knapp einen Fünftel der Bevölkerung.

Dank einer klugen Anlagestrategie der Operation Warp Speed aber – man hat ein Portfolio aus sechs aussichtsreichen Impfstoff-Kandidaten zusammengestellt – dürfte Nachschub bald folgen. Der Impfstoff vom US-Pharmaunternehmen Moderna könnte noch am heutigen Freitag die Notfallzulassung erhalten. Bedeutet: 200 Millionen weitere Impfstoff-Dosen sind in Amerika zum Greifen nah.

So stärken US-Politiker die Impf-Akzeptanz

Alleine mit dem Impfstoff ist die Pandemie noch nicht gelöst – das weiss man auch in Amerika. Doch es gibt Hoffnung: Der Vertrieb mit den privaten US-Unternehmen wie Fedex oder UPS funktioniert bislang fast einwandfrei. Auch die amerikanische Impfkampagne läuft rund. Seit Wochen steigt laut Umfragen die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Dafür legen sich Wissenschaftler, Prominente und Politiker beider grossen Parteien mächtig ins Zeug. Der demokratische Gouverneur Gavin Newsom (53) beispielsweise flutet das soziale Netzwerk Tiktok mit Videos. Die Informationen zum Impfstoff, gepaart mit kreativen Elementen, stossen bei den Teenagern und jungen Erwachsenen auf grosse Resonanz.

Vizepräsident Mike Pence (61) derweil will sich mit seiner Frau Karen (63) am heutigen Freitag im Weissen Haus medienwirksam impfen lassen. Auch President-elect Joe Biden (78) plant dasselbe zu tun – um so das Vertrauen der Bevölkerung in den Impfstoff zu stärken. Wenn die Impf-Akzeptanz in Amerika nämlich weiter steigt, steigt gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass diese Pandemie hierzulande früher statt später überstanden sein könnte.

Die Operation Warp Speed, der Pfizer-Impfstoff, die Impf-Kampagne: Endlich erleben wir mal wieder eine amerikanische Erfolgsstory.

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