Kolumne Eine Frage des Klimas
Was können wir im nächsten Jahr tun, um die Erderwärmung einzudämmen?

Die Klima-Nachrichten sind ernüchternd. Doch aufgeben kommt nicht infrage, schreibt Kolumnistin und ETH-Professorin Sonia l. Seneviratne.
Publiziert: 22.12.2024 um 11:57 Uhr
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ETH-Professorin Sonia I. Seneviratne findet die Ziele der neuen Schweizer Klimagesetze bescheiden.
Foto: Remo Naegeli

Auf einen Blick

  • 2024 wird das wärmste Jahr, mit einer globalen Erwärmung über 1,5 °C
  • Elektroautos verursachen halb so viele CO₂-Emissionen wie Benzinautos
  • In Norwegen sind 9 von 10 verkauften Autos Elektrofahrzeuge
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Sonia I. Seneviratne

Ein weiteres Jahr mit ernüchternden Klima-Nachrichten geht zu Ende. 2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein, mit einer mittleren globalen Erwärmung von erstmals über 1,5 °C.

Da es neben der langfristigen Erwärmung auch Schwankungen von Jahr zu Jahr gibt, könnte es in Zukunft noch einige Jahre geben, die wieder unter 1,5 °C liegen, aber der langfristige Trend ist eindeutig: Als Folge unserer Treibhausgasemissionen nimmt die globale Erwärmung stetig zu, und die im Pariser Abkommen festgelegte langfristige Obergrenze von 1,5 °C wird in diesem Jahrzehnt erreicht werden.

Sollen wir also aufgeben? Aufhören, uns um einen klimafreundlichen Lebensstil zu bemühen? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares Nein. Jede vermiedene Emission bedeutet weniger langfristige Erwärmung. Und jedes Zehntelgrad weniger langfristige Erwärmung bedeutet weniger langfristige Folgen. Würden wir morgen weltweit aufhören, Öl, Gas und Kohle zu verbrennen, könnte die Erderwärmung auf dem heutigen Niveau von etwa 1,5 °C stabilisiert werden.

Am 1. Januar 2025 treten in der Schweiz das neue CO₂-Gesetz, das Klimaschutzgesetz, die Klimaschutzverordnung und die neue CO₂-Verordnung in Kraft. Damit verfügen wir über Gesetze, die uns erlauben, unsere Emissionen zu reduzieren. Die Ziele sind aber noch bescheiden, und es könnte noch mehr erreicht werden.

Nehmen wir zum Beispiel die Vorschriften für Personenwagen. Das CO₂-Gesetz schreibt Grenzwerte für den CO₂-Ausstoss von neu in Verkehr gesetzten Personenwagen vor (93,6 g CO₂/km). Das bedeutet aber, dass Benzinautos immer noch erlaubt sind.

Wer aber ein neues Auto braucht und kauft, sollte sich stattdessen für ein Elektroauto entscheiden. Ein Elektroauto verursacht einschliesslich der Herstellung etwa die Hälfte der CO₂-Emissionen eines Benziners. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist es auch für das Klima besser, ein Elektroauto zu kaufen und zu fahren, als mit einem Benzinauto weiterzufahren, das älter als zehn Jahre ist.

Andere Länder sind der Schweiz in diesem Bereich weit voraus. Norwegen, ein Erdöl exportierendes Land, hat verschiedene Fördermassnahmen für Elektroautos eingeführt. Heute sind 9 von 10 in Norwegen verkauften Autos Elektroautos, während diese Zahl in der Schweiz bei rund 2 von 10 stagniert. Wenn es Ihnen gelingt, nächstes Jahr auf einen Benziner zu verzichten oder jemanden in Ihrem Umfeld zu überzeugen, ein Elektroauto statt eines Benziners zu kaufen, dann ist das schon ein grosser Erfolg für das Klima.

Und weil Weihnachten vor der Tür steht, lohnt es sich, auch daran zu denken, dass die Schweiz vor allem durch den Konsum Spitzenreiterin bei den CO₂-Emissionen ist. Schenken Sie Ihren Lieben dieses Jahr ein schönes CO₂-freies Erlebnis. Freude muss nicht unbedingt mit hohen CO₂-Emissionen verbunden sein. Mit dem Zug können wir die meisten Ecken der Schweiz erkunden, neue Museen besuchen und wunderschöne Landschaften entdecken, ohne unser CO₂-Budget substanziell zu belasten!

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