«Switzerland – zero points!» Diesen Spruch hörte ich zuletzt beim Besuch des Coiffeurs meines Vertrauens. «Dieses Jahr wirds wohl auch wieder nichts», meinte er – ohne überhaupt den diesjährigen Beitrag von Gjon's Tears (22) zu kennen. Die Null-Punkte-Shows von Gunvor 1998 und von Piero Esteriore im Jahr 2004 und das Halbfinal-Aus von DJ Bobo im 2007 haben sich in die Köpfe der Schweizer eingebrannt.
Heuer ist die Ausgangslage aber eine andere: Die Schweiz schoss nach der Veröffentlichung von «Tout l'univers» auf den ersten Platz der Wettquoten, derzeit liegt das Lied unter den besten zehn. Ein gutes Omen.
Die Niederlande hats vorgemacht
Auch das Beispiel der aktuellen Siegernation Niederlande zeigt, dass es bergauf gehen kann. Nachdem sich das Land von 2005 bis 2012 kein einziges Mal fürs Finale qualifiziert hatte, landete es 2014 auf dem zweiten Platz und holte den Pokal fünf Jahre später nach Hause.
Was die Schweiz als ESC-Nation dringend braucht, ist neues Selbstbewusstsein. Schämen müssen wir uns keineswegs, das bewies Luca Hänni (26) 2019, als er in Tel Aviv den vierten Platz für uns holte – das beste ESC-Resultat seit 1993.
«Wir haben gute Chancen. Eventuell sogar auf den Sieg», sagte ich zu meinem Coiffeur und erntete einen ungläubigen Blick. Gjon's Tears sorgt mit seiner hohen Kopfstimme und einer avantgardistischen Inszenierung für Gänsehaut. Ich bin guter Dinge: Der Finalqualifikation steht am Donnerstag nichts im Weg. Und damit steigt die Chance, am Samstagabend die magischen Worte endlich wieder möglichst oft zu hören: «Switzerland – 12 points!»