Fix zur Gesellschaft
Gut, dann schau ich halt wieder aus dem Fenster

Bei Nebel aus dem Fenster zu schauen, macht nicht halb so viel Spass. Zum Glück war diese Woche so gutes Wetter, und unsere Autorin konnte beim Arbeiten wieder in die Sonne blinzeln.
Publiziert: 27.02.2021 um 21:25 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2021 um 16:24 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

Ich sitze in meinem Büro zu Hause und muss meine Augen ganz klein zusammenkneifen. Die Morgensonne blendet mich. Und dennoch, es würde mir nie in den Sinn kommen, den Rollladen runter zu lassen, geschweige denn den Vorhang zu ziehen. Zu viel Dunkelheit, zu viel Nebel in den letzten Monaten. Ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die sich mit dem guten Wetter vergangener Woche auch eine gute Zeit herbeisehnt. So in die Richtung: Das Wetter wird besser, die Zeiten werden besser.

Schon letzten Frühling im ersten Lockdown schaute ich gezwungenermassen oft aus dem Fenster, und ich erzählte Ihnen auch davon. Was ich denn so sah. Weil ich sonst ja nichts mehr sah. Jetzt ist es ähnlich, aber dass ich etwas wenig sehe, hat mit meinen Fenstern zu tun. Wenn meine Mutter das sehen würde, Jesses! Hellgraue Tropfen säumen alle Fenster. In der ganzen Wohnung. Und jetzt, wenn die Sonnenstrahlen sich darauf projizieren, sieht ein jeder: Sie stehen vor Dreck. Anders als sonst bringt mich das überhaupt nicht aus der Ruhe. Sollen sie halt dreckig sein. Denn ich sehe noch was anderes als Schmutz. Kleine Fingerabdrücke. Mein Göttibub darf bei mir immer auf dem Fenstersims stehen (innen!) und die Feuerwehr im Hof beobachten. Wie sie ausrücken, wie sie die Leiter testen oder wie sie samstags die grossen Autos waschen. Er klopft dann wie wild an die Scheibe, mit seinen flachen Kinderhänden, und ruft: «Alloooo!» Und wenn er die Nachbarskatze auf dem obersten Balkon auf ihrem Katzenbaum entdeckt, ruft er: «Miau, miau!» Wir sahen sie schon lange nicht mehr, sie wird den Corona-Koller haben. Auf jeden Fall ist das Glas hinterher von innen verschmiert. Anders als sonst bringt mich das überhaupt nicht aus der Ruhe. Im Gegenteil, wenn ich seine kleinen Abdrücke sehe, macht mich das glücklich.

Genauso glücklich bin ich, weil ich wieder die kleinen, dicken Spatzen höre. Angeblich, so lese ich, singen nur die Männchen. Ihr recht lauter Gesang klingt wie ein «Tschilpen», heisst es weiter. Was für ein witziges Wort: tschilpen. Zwischen dem Gezwitscher entnehme ich einen mir noch mehr vertrauten Ruf: «Du-duu-du»! Die Türkentauben sind zurück! Ihre Balz fängt im Frühjahr an, sobald es etwas wärmer wird. Nun bin ich mir sicher: Die Zeiten werden besser!

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