Der Weltklimarat (IPCC) hat letzten Monat in Interlaken den Synthesebericht seines 6. Zyklus (2015–2023) veröffentlicht, der die wichtigsten Schlussfolgerungen der in den letzten acht Jahren veröffentlichten Berichte zusammenfasst. Ich habe zu zwei der Berichte beigetragen. Sie zeigen unmissverständlich, wie dringend und entschieden wir gegen den vom Menschen verursachten Klimawandel vorgehen müssen, geben aber auch einige ermutigende Hinweise: Lösungen für die Energiewende sind vorhanden.
Eine Abbildung in der Zusammenfassung des Berichts zeigt, wie sich unsere heutigen Entscheidungen auf die globale Erwärmung in den kommenden Jahrzehnten auswirken und welche Folgen diese für ein im Jahr 2020 geborenes Kind haben. Daran sollten wir denken, wenn wir den Kauf eines Benzinautos erwägen oder uns entscheiden, die Ölheizung nicht zu ersetzen: Wir spüren zwar bereits jetzt viele dramatische Auswirkungen des Klimawandels, wie die Dürre, von der ganz Europa im letzten Sommer betroffen war, und die erneute Trockenheit in diesem Frühling. Aber es sind die heute geborenen Kinder, die mit den tragischsten Folgen unserer Emissionen konfrontiert sein werden.
Eine weitere Schlüsseldarstellung im Bericht zeigt die Diskrepanz zwischen den Emissionspfaden. Die derzeit weltweit umgesetzten Massnahmen führen zu einer globalen Erwärmung von etwa 3,2 Grad. Für eine Stabilisierung bei 1,5 oder 2 Grad globaler Erwärmung wären andere Emissionspfade erforderlich. Wir sind eindeutig nicht auf dem richtigen Weg, um die globale Erwärmung auf 1,5 (oder selbst 2) Grad zu begrenzen. Wir müssen viel mehr Anstrengungen unternehmen, wobei der erste wichtige Schritt eine Halbierung der CO2-Emissionen bis 2030 ist.
Der IPCC sagt voraus, was passiert, wenn wir das nicht tun: «Verzögerte Massnahmen zur Abschwächung und Anpassung würden eine Infrastruktur mit hohen Emissionen festschreiben, die Risiken von gestrandeten Vermögenswerten und einer Kosteneskalation erhöhen, die Durchführbarkeit verringern und Verluste und Schäden vergrössern.» Zusammengefasst: Wir müssen sofort und entschieden handeln, wenn wir die Klimakrise unter Kontrolle bringen wollen.
Aber der Weltklimaratsbericht enthält auch ermutigende Nachrichten: Es gibt inzwischen viele Lösungen für die Dekarbonisierung der Gesellschaft, zum Beispiel bei der Energieversorgung. Optionen, die pro Tonne CO2 und Jahr 100 US-Dollar oder weniger kosten, könnten die globalen Emissionen bis 2030 auf mindestens die Hälfte des Niveaus von 2019 reduzieren. Für die inländischen Treibhausgasemissionen in der Schweiz, die in der Grössenordnung von 5 Tonnen CO2-Äquivalent pro Person und Jahr liegen, würde dies Kosten von höchstens rund 450 Franken pro Jahr und Person bedeuten. Zum Vergleich: Die Schweiz hat der UBS eine Garantie von 109 Milliarden Franken für den Kauf der Credit Suisse gegeben, was mehr als 12'000 Franken pro Person bedeutet, falls diese bezahlt werden muss.
Die Schlussfolgerungen sind klar: 1) Ja, wir haben eine Klimakrise und müssen dringend handeln, aber 2) es gibt Lösungen, und die Kosten sinken ständig. Aus all diesen Gründen ist es zu hoffen, dass das Schweizer Volk im Juni für das Klimagesetz stimmt, das von einer breiten, parteiübergreifenden Koalition von links bis rechts getragen wird. Dies wäre ein nicht zu vernachlässigender Beitrag zur Klimastabilisierung unseres Planeten und ein Zeichen der Hoffnung für die jüngeren Generationen.