Das meint SonntagsBlick zum Klima-Bericht
Der IPCC-Bericht ist ein Weckruf, kein Nackenschlag

Der Bericht des Weltklimarats malt ein düsteres Bild der Zukunft. Anstatt den Weltuntergang herbeizubeschwören, gilt es nun aber, rasch zu handeln. Denn Corona hat uns gezeigt, dass die Menschheit gemeinsam viel erreichen kann.
Publiziert: 15.08.2021 um 09:54 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2021 um 15:41 Uhr
Foto: Thomas Meier
Valentin Rubin

Die Erkenntnisse des neusten Berichts des Weltklimarats IPCC sind erschütternd. Machen wir weiter wie bisher, wird sich die globale Erderwärmung beschleunigen. Mit katastrophalen Folgen. Waldbrände wie in Südosteuropa, Starkregen wie in der Schweiz, Überflutungen wie in Deutschland sowie Trockenheit wie in Australien werden künftig häufiger und extremer ausfallen. Noch häufiger, noch extremer.

Die Lage klingt wenig hoffnungsfroh, sie ist aber nicht verloren. Wir sollten den Klima-Bericht als Weckruf verstehen, nicht als Vorbote des Weltuntergangs.

Schon vor dreissig Jahren hat der IPCC vor den Folgen der Erderwärmung gewarnt. Zwar noch vage und weniger vehement. Dennoch: Die Prognosen von damals sind die Realität von heute. Lange haben wir wenig dagegen gemacht. Uns im Streit um sinnvollen Klimaschutz in Details verloren, unser Gewissen mit zukünftigen, innovativen und nachhaltigen Technologien beruhigt. Jemand wird es schon für uns richten. Irgendwann. Irgendwie.

Dabei ist klar: Der IPCC richtet sich direkt an Politik, Wirtschaft – an uns alle. Er präsentiert uns globalen wissenschaftlichen Konsens, zusammengetragen und kondensiert. Er beleuchtet Tatsachen, zeigt deren Folgen auf. Er benennt aber auch die nötigen Massnahmen dagegen. Und das alles auf dem Silbertablett! Das sollten wir dankend annehmen. Und können auf dieser Grundlage entsprechend handeln.

Was es braucht, ist ein globaler Kraftakt. Einiges mag bereits unumkehrbar sein; die Gletscher schwinden, der Meeresspiegel steigen, ebenso die Temperaturen. Wir kommen nicht darum herum, uns auf diese neue Welt einzustellen.

Dazu gehören noch mehr Investitionen unter anderem in den Hochwasserschutz. Wir müssen aber auch unsere Städte neu denken. Glaspaläste können wir uns klimatisch nicht mehr leisten. Es braucht mehr Bäume, mehr Grünflächen, welche die Stadt in den heissen Sommer abkühlen. Ebenso muss sich Speisezettel verändern – Hülsenfrüchte statt Fleisch. Sonnen- und Windenergie statt fossile Brennstoffe. Über die Nebenwirkungen dürften wir uns sogar noch freuen: All das ist gut für die Gesundheit auch jedes Einzelnen.

Vieles ist noch möglich! Auch das ist die Botschaft des Klimaberichts. Das so wichtige 1,5-Grad-Ziel, welches die Erwärmung zumindest noch entscheidend verlangsamen soll, ist theoretisch noch erreichbar. Auch wenn es eine schwierige Aufgabe wird.

Aber wenn uns die Bekämpfung der Corona-Pandemie in den letzten eineinhalb Jahren etwas gelehrt hat, dann das: Wenn die Dringlichkeit besteht, wenn es wirklich nötig ist, effektive Massnahmen gegen ein Problem zu ergreifen, sind wir bereit, diese Massnahmen entschlossen mitzutragen. In diesem Fall natürlich kein Lockdown, keine Zwangsschliessungen, keine Masken. Aber griffige Emissionsbegrenzungen, gemeinsam mit innovativen Technologien und nachhaltiger Politik. Für ein höheres Gut: die Zukunft unseres Planeten.

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