Wir erreichen kleine Schritte in der Klimapolitik. Viel zu kleine, wenn wir die Dimension der Klimaerhitzung sehen. Mit dem Kyoto-Protokoll von 1997 wurde nicht nur versucht, die internationale Umweltpolitik in einem gemeinsamen Abkommen über die Grenzen hinweg zu definieren. Auch mein Engagement für die Klimapolitik nahm ihren Anfang. Und ich merkte schnell: Ein Bereich hat es schwer – der Verkehr.
Obwohl ein Drittel der CO₂-Emissionen in der Schweiz diesem Bereich zuzurechnen sind, machen wir dort die kleinsten klimapolitischen Fortschritte. Weder wird der Grenzwert der Neuwagenflotte erreicht, noch können Themen wie Mobility Pricing emotionslos diskutiert werden. Dabei tönt es stets, als sei das Autofahren ein Menschenrecht – ist es nicht. Wer aufs Auto angewiesen ist, soll Auto fahren. Aber die meisten Fahrten sind unter fünf Kilometern, ohne Beladung und mit nur einer Person pro Fahrzeug.
Die Schweiz fährt die schwersten und breitesten Autos. Parkhäuser werden wegen Platzmangel umgebaut. Allradantriebe machen 50 Prozent der Neubeschaffungen aus, und die Schweizer Neuwagenflotte hat noch nie die Grenzwerte erreicht, die klar gesetzlich festgehalten sind. Laut einer neuen Analyse entspricht der angegebene CO₂-Ausstoss oft nicht dem tatsächlichen Wert. Wir Grünen forderten bereits vor 15 Jahren vergeblich, dass man die Messmethode für die Emissionswerte anpasst.
Dabei ist schon lange nicht mehr die Zeit für Tricks. Wenn wir im Verkehrsbereich nicht mehr über klimafreundliche Verbesserungen sprechen können, ist das hochproblematisch. Noch schlimmer ist, dass das Parlament einen zusätzlichen Autobahnausbau beschlossen hat, was den Klimazielen völlig zuwiderläuft. Die Bevölkerung wird das letzte Wort haben.
Auch beim Verkehr sollten alle ihren Effort leisten. Denn die Transformation zu Netto-Null schaffen wir nur gemeinsam.
* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt jeden zweiten Sonntag für uns – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.