Auf meine letzte Kolumne, in der ich gegen eine 13. AHV-Rente schrieb, habe ich viele E-Mails erhalten. Die grosse Mehrheit waren alte, wohl überdurchschnittlich reiche Personen, die etwa so argumentieren: «Wir haben Anrecht auf 13-mal AHV, denn wir haben auch auf den 13. Monatslohn AHV bezahlt.» In der gleichen Logik müsste man nun noch eine Boni-AHV-Zahlung einführen, für alle, die mit ihren fetten Boni die AHV mitfinanzierten. Ein anderer schrieb: «Wir haben das Land aufgebaut und den Reichtum erschaffen.»
Die meisten dieser Absender sind zwischen 70 und 80 Jahre alt, haben weder im Zweiten Weltkrieg Dienst geleistet noch sonst ausserordentliche Leistungen erbracht. Im Gegenteil – sie erlebten die Hochkonjunktur der goldenen Nachkriegsjahre. Sie konnten erschwinglich Bauland und ein Eigenheim erwerben. Sie konnten dem Arbeitgeber mehr oder weniger den Lohn diktieren, da noch keine Personenfreizügigkeit mit der EU galt.
Alles in allem paradiesische Zustände. Jetzt verlangen diese Leute eine 13. Rente zulasten der Jungen.
Leider greift die Gier auch bei Exekutivpolitikern um sich. Wenn Berner Regierungsräte Bananen als Spesen abrechnen und Parteikollegen auf Steuerzahlerkosten zum Essen einladen, stimmt etwas nicht. Wenn der Bundesrat sich ein GA fürs Skifahren gönnt und nicht bereit ist, darauf zu verzichten, muss man sich nicht wundern, dass die Mentalität auch beim einfachen Volk angekommen ist.
Ein Exekutivmitglied meinte zu mir lakonisch: «Quod licet lovi, non licet bovi.» Zu Deutsch: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt. Das mag im alten Rom seine Gültigkeit gehabt haben. In einer direkten Demokratie kommt die Quittung für ein solches Verhalten an der Urne, vielleicht schon am 3. März.
Hier bestimmt der Ochse über Jupiter, weshalb sich Jupiter gefälligst zurücknehmen sollte, wenn es um seine Pfründe auf Kosten des Steuerzahlers geht. Sonst tut der Ochse das Gleiche wie Jupiter, nämlich sich am Vermögen anderer zu bedienen. Was die Schweiz längerfristig in den Abgrund führt.
* Alfred Heer ist Unternehmer und Zürcher SVP-Nationalrat. Er schreibt jeden zweiten Sonntag für den SonntagsBlick – im Turnus mit Grünen-Nationalrätin Aline Trede.