Darum gehts
- Ehepaar Maurer lebt seit 21 Jahren in umgebauter Fabrik in Bühler AR
- Wohn- und Arbeitsbereiche kombiniert, unkonventioneller Einrichtungsstil mit industriellem Charakter
- 270 Quadratmeter Wohn- und Arbeitsfläche für knapp 3000 Franken inklusive Nebenkosten
«Wir haben lange nach einer Möglichkeit gesucht, Wohnen und Arbeiten unter einem Dach zu kombinieren», sagt Walter Maurer (68). Fündig geworden ist das Ehepaar Maurer vor 21 Jahren in Bühler AR. In Etappen wurde dort aus einer Industriebrache das Wohn- und Gewerbeareal «Fabrik am Rotbach».
Die Gründung der einstigen Bleicherei, der ersten Fabrik in Bühler, erfolgte im Jahr 1800. Im Laufe der Zeit wurde das Fabrikareal mehrfach um weitere Gebäude wie das Kesselhaus und das Brennereigebäude sowie ein Wohnhaus mit Remise erweitert. 1989 wurde die Anlage mit den kaum mehr gewerblich genutzten Liegenschaften verkauft. Unter dem damaligen Besitzer Ruedi Zwissler starteten auf dem Areal die ersten Etappen für Sanierungen und Umbauten zu Lofts und Gewerberäumen mit gemeinschaftlich genutzten Aussenräumen. Seit sieben Jahren ist das Areal mit den Liegenschaften im Besitz der gegründeten «Fabrik im Rotbach Immobilien AG» von Guido Koller.
Wohnen und arbeiten im einstigen Kesselhaus
Im ehemaligen Kesselhaus sind Doris (68) und Walter Maurer seit 21 Jahren zu Hause und möchten das auch noch viele Jahre bleiben. Hier wohnen sie und haben gleichzeitig ihr Atelier. Hier entstanden über Jahre Maurers Accessoires der international ausgezeichneten Ethnokollektionen. «Das mache ich allerdings immer weniger. Aber die Werkstatt und das Atelier bleiben und werden weiterhin genutzt», sagt der gelernte Hochbauzeichner, der schon als Bub in der elterlichen Werkstatt kreativ tätig war.
Die beiden Enkelkinder des Ehepaars Maurer sind zweimal pro Woche bei den Grosseltern. Sie haben im Erdgeschoss auch ein Kajütenbett und können mit dem Grossvater in der Werkstatt im Erdgeschoss oft und gern bei ihren Besuchen werkeln. Die Raumhöhe im Industriegebäude ist beeindruckend. Trotz der Umnutzung ist der Industriecharakter mit den ursprünglichen Mauern und den grossen Fensterfronten geblieben.
Der Eingangsbereich zum Loft der Maurers ist ein verglaster Wintergarten über beide Etagen. Hier stehen auch Walter Maurers Motorräder, die er restauriert – ein weiteres Hobby von ihm. Unverkennbar auch hier schon anhand des Wandbilds die Verbundenheit des Ehepaars zum Appenzellerland. Büro, Atelier, eine Musikecke, das Refugium der Enkelkinder sowie Dusche und WC finden sich im Erdgeschoss.
Warm wohnen und kühl schlafen
Die einfache Holztreppe führt zum eigentlichen Wohnbereich in der oberen Etage. Der Wohnbereich ist offen auf der Galerie, mit Blick durch die grossen Fensterfronten und auf das Erdgeschoss. Hier ist im hinteren Bereich, mit Oberlicht, auch die Küche mit dem Esstisch. Eine gut bestückte Bibliothek grenzt an den Wohnbereich. Ein Schlafzimmer gibt es nicht. Das Ehebett der Maurers ist abgetrennt durch eine Schiebetüre im oberen Bereich des Wintergartens. Hier ist es auch entsprechend kühl im Gegensatz zum restlichen, beheizten Wohnbereich und dem Atelier im Erdgeschoss. «Wir mögen es beide lieber kühl zum Schlafen und wir haben auf der Matratze eine wärmende Auflage», verrät Doris Maurer.
Der Einrichtungsstil des Ehepaars ist unkonventionell und augenfällig. Ein Eyecatcher ist die Tanksäule am oberen Ende der Treppe, zwei alte Puppenwagen dienen als Bar, Blechschilder finden sich genauso wie Familienbilder an den Wänden. Sie seien auch beide eher unkonventionell und könnten sich nicht vorstellen, in einer kleinen Blockwohnung mit genormten Zimmern und tiefen Decken zu leben, sind sich die beiden einig. Das Ehepaar schätzt die Gemeinschaft der Bewohner auf dem Areal, zieht sich aber auch gern zurück und geniesst im Sommer den eigenen kleinen Garten. Das Gärtchen ist Doris Maurers Reich. «Er ist klein und momentan noch in einem unschönen Zustand, im Frühling und Sommer ist der Garten aber ein Lieblingsplatz von uns.» Das Ehepaar ist sich einig, dass sie für dieses Geld nie mehr so viel Wohn- und Lebensqualität finden. Knapp 3000 Franken inklusive Nebenkosten bezahlt das Ehepaar für 270 Quadratmeter kombiniertes Wohnen/Arbeiten in ihrem Loft.
Viel Dankbarkeit für das Wohnglück
«Für mich ist es die Symbiose von Wohnen, zwischendurch etwas Kochen und wieder Arbeiten, das ich an unserem Loft und dieser Wohnform besonders schätze», sagt Walter Maurer. Auch wenn das pensionierte Paar immer weniger arbeitet und seit der Pensionierung von Doris Maurer vor eineinhalb Jahren noch mehr Zeit gemeinsam in seinem Zuhause verbringt, will das Ehepaar, das seit 44 Jahren verheiratet ist, so lange als möglich hier wohnen bleiben.
Sollte die Treppe aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machbar sein, wäre ein Kran eventuell eine Lösung, meint Walter Maurer scherzend. Doris Maurer: «Wir wohnen so schön und fühlen uns in Bühler so wohl, dass wir gar nicht oft weg sind und einfach gern in unserem Zuhause sind. Manchmal stehen wir nur auf der Galerie und schauen uns um und sind nur glücklich und dankbar, dass wir so leben dürfen.»