«Manchmal denke ich noch immer, dass das alles ein Traum ist», erzählt Sandra Furer Blick. Sie schwärmt besonders von der Lage ihres Hauses im Bundesstaat New South Wales im Südosten Australiens. Zu Fuss sind es nur knapp zwei Kilometer zum Meer. «Mit dem Auto sind die schönsten Strände in fünf Minuten zu erreichen.»
Vor fünf Jahren ist die Schweizerin mit zehn Umzugskisten und zwei Koffern in die australische Stadt Sydney ausgewandert. Im Gepäck ein Arbeitsvisum für vier Jahre und einen Marketing-Job bei einem Distributor von Küchen- und Homeware-Produkten.
2020 konnte sie rund eine Stunde nördlich von Sydney zwei Kilometer vom Strand ein Einfamilienhaus für rund 400’000 Franken erwerben und hat es mittlerweile komplett renoviert.
Viel Unterstützung vom Arbeitgeber
Zum ersten Mal in Australien war die Zugerin mit 20 Jahren. Drei Monate lernte sie in Sydney englisch und bereiste anschliessend mit einer Freundin das Land. «Ich war schon damals begeistert von Australien und hatte den Traum vom Auswandern», erzählt sie.
Während ihres Aufenthalts lernte sie einen Australier kennen und pflegte über Jahre eine lose Brieffreundschaft mit ihm. Vor sechs Jahren intensivierte sich der Kontakt wieder über Facebook, Furer fuhr für zwei Wochen Ferien wieder nach Australien.
Im November 2015 suchte die Marketingfachfrau mit ihrem Arbeitgeber in der Schweiz dann das Gespräch und äusserte den Wunsch, in Australien für die Firma tätig zu sein. «Ich war Single und wünschte mir auch beruflich eine Veränderung.» Tatsächlich ergab sich ein halbes Jahr später die Möglichkeit, eine neue geschaffene Stelle ihres Arbeitgebers in Sydney anzutreten.
Erst zwei Wochen vor der Abreise konnte die reisefreudige Frau ihren Mietvertrag für ihre Wohnung in Sydney online abschliessen. Auch die Regelung mit den Schweizer Bankkonten und den Kreditkarten entpuppte sich als mühsam. «Ich hatte schon ein etwas mulmiges Gefühl, alles zu kündigen und mich von fast allem zu trennen», gesteht sie.
Bei den Visa-Formalitäten und der Arbeitsbewilligung wurde sie vom Arbeitgeber unterstützt. «Ich arbeitete eine Woche vor meiner Abreise für meine Firma noch am Züri-Fäscht am Stand und eine Woche später landete ich mit 40 Kilo Gepäck in Sydney», erinnert sich die Schweizerin. Ihr australischer Bekannter holte sie ab und brachte sie zur neuen Wohnung, die Furers Arbeitgeber im Vorfeld kurzfristig mit dem Nötigsten möbliert und ausgestattet hat.
Raus aus der Stadt
Aus der Beziehung zum Brieffreund wurde bald mehr. Weil er aber rund eine Flugstunde von Sydney entfernt wohnte, führte das Paar die ersten Monate eine Fernbeziehung, bis es in Umina Beach ein Haus zur Miete fand. «Sydney ist eine coole Stadt und ich habe mich schnell zurechtgefunden. Aber ich mag das Strandleben liebe, darum bin ich 2017 nach Umina Beach gezogen», so die Zugerin.
Eingelebt hat sich die aktive und sportliche Schweizerin in Australien schnell und gut. Freundschaften ergaben sich an der Arbeit und durch den Sport. «Australier sind sehr freundlich und offen. Nur mit der Sprache hatte ich am Anfang Mühe – obschon ich gut Englisch sprach. Mit dem Akzent war das Verstehen für mich zuerst etwas schwierig.»
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Hund Lincoln als Trostspender
Die Beziehung zum Partner ging aber nach kurzer Zeit des Zusammenlebens in die Brüche. «Es war schwieri, er zog nach einigen Monaten wieder aus. Das war für mich der Punkt zu entscheiden, ob ich definitiv in Australien bleibe oder doch wieder in die Schweiz zurückreise.»
Nach langen Telefongesprächen mit ihrem Vater, der in der Nähe von Zürich lebt, entschied sich Furer dazu, in ihrer neuen Heimat zu bleiben. «Mit meinem ehemaligen Partner haben wir aus einem Tierheim vorher noch einen Hund zu uns geholt. Lincoln blieb bei mir und hat mir in dieser Zeit geholfen, wenn ich Heimweh hatte oder mal bedrückt war.»
Im Fitness hat die Zugerin später auch ihren heutigen Partner Anthony McVicker (44) kennengelernt. «Er ist in der Immobilienbranche tätig, und weil ich mich für den Kauf einer Immobilie interessierte, kamen wir ins Gespräch. Bei unserer ersten Verabredung zum Essen war ich mir gar nicht sicher, ob das ein Date oder ein Beratungsgespräch ist», so die Schweizerin lachend.
Hausumbau während sechs Monaten
Mit Anthony hat Sandra Furer nicht nur die Liebe gefunden, sondern im März 2020, dank seiner Unterstützung und Beziehungen auch ein Haus, das sie mit ihm umgebaut hat.
Im August 2020 war der Umbau bereits fertig. Mit dem Resultat des Umbaus ist die Schweizerin rundum glücklich. Dabei hatte sie im Vorfeld erhebliche Bedenken, so viel Geld in ein Eigenheim zu investieren. «Wegen der Pandemie sind die Preise extrem gestiegen, mein Haus ist schon jetzt mehr wert. Viele aus den Städten wie Sydney suchen Häuser an den Beaches.»
Neben Hund Lincoln ist auch der neue Partner bei Furer eingezogen. Zusammen erleben sie jetzt bereits den zweiten Lockdown. Der geplante Besuch bei Sandra Furers Familie in der Schweiz fällt wie schon im letzten Jahr der Pandemie zum Opfer. Die Grenzen in Australien sind zu, die Schweizerin arbeitet wieder im Homeoffice, Restaurants, Fitnesscenter, Kinos sind ebenfalls geschlossen und nur Treffen mit einer Person aus einem anderen Haushalt sind in ihrem Bundesstaat erlaubt.
Mehr Lebensqualität
«Für uns ist das kein grosses Problem, weil wir keine Kinder haben und in einer privilegierte Wohnsituation sind», sagt Sandra Furer. Über Whatsapp pflegt sie mit ihrem Vater und dem Bruder regelmässig Kontakt und hofft, im nächsten Jahr auch wieder ihre Liebsten in der alten Heimat besuchen zu können. Ihre Auswanderung bereut die Schweizerin trotz Heimweh nicht Momentan wartet sie sogar auf die Einbürgerungszeremonie für ihren australischen Pass.
«Ein Traum wurde wahr und eine verbesserte Lebensqualität habe ich dazu als Bonus. Auch wenn ich Familie und Freunde vermisse, besonders jetzt mit den geschlossenen Grenzen, würde ich diesen Schritt jederzeit wieder wagen. Mit Anthony habe ich jetzt sogar noch den Jackpot in der Liebe.»